Das Versprechen von Margarethe von Trotta. BRD/Frankreich/Schweiz, 1994. Meret Becker, Corinna Harfouch, August Zirner, Anian Zollner, Eva Mattes, Otto Sander, Tina Engel, Hark Bohm

   Zwei Dinge sind wohl dafür verantwortlich, dass mich dieser Film im Großen und Ganzen ziemlich kalt gelassen hat. Der eine hat zugegebenermaßen nichts mit dem Film selbst zu tun, sondern damit, dass mich das ganze Ost-West-Thema nie so interessiert hat und ich auch biographisch keinen Kontakt zur DDR oder so hatte. Im November 1989 habe ich jedenfalls nicht gejubelt – weswegen hätte ich das tun sollen? Der andere Faktor hat dann aber definitiv etwas mit dem Film zu tun, genauer mit Trottas Inszenierung, die so brav, gefühlig und ach so betroffen daherkommt. Eine deutsch-deutsche Liebe von 1961 bis 1989, zwischen Republikflucht, Mauerbau, Prager Frühling und schließlich der Maueröffnung. Sie flieht in den Westen, fühlt aber immer irgendwie unwohl. Er zögert, will nicht so recht, arrangiert sich schließlich und macht als Physiker im Regime Karriere. Eine Menge verschiedener Ossitypen werden vorgestellt: Die eifrigen Schleifer und Militärs, die verschlagenen Spitzel, die braven Mitläufer, die Mitmacher wider besseres Wissen und die Widerständler, die häufig mit dem Leben bezahlen. Dazwischen schwellen geigen mächtig an, umkreist eine furchtbar ekstatische Kamera das Liebespaar, das sich in knapp dreißig Jahren nur ein paarmal trifft, aber doch noch ein Kind zeugen kann, durch das dann letztlich der Kontakt wieder aufgenommen wird. Für eine reine Liebesgeschichte ist mir das zu dünn und schwülstig.  Als Politfilm ist er doch etwas arg schematisch, und es gibt dutzendweise DDR-Filme, die weitaus differenzierter, kritischer, spannender sind, als Trottas Vision des Horrorstaates. Und außerdem ist der Film schlicht und ergreifend nicht mehr aktuell, denn wer will sich angesichts der in fünf Jahren aufgetretenen Probleme schon noch an die Euphorie von damals erinnern? Die scheint doch Jahrzehnte zurückzuliegen, und wenn Trotta ausgerechnet mit diesen Jubelbildern aufhört, setzt sie einen falschen Akzent. Jedenfalls für mein Gefühl. Wie gesagt, sie mag damit die Emotionen derer treffen, die direkter betroffen waren, ich für meinen Teil fühlte mich zu keiner Zeit wesentlich bewegt. Erst mit dem Auftreten von Corinna Harfouch erhält das Ganze außerdem so etwas wie schauspielerische Klasse, der Rest ist, wie etwa Meret Becker, an die ich mich einfach nicht gewöhnen will, manieriert und dünne, oder leidet an mageren Klischeerollen, wie Otto Sander oder, noch schlimmer, Eva Mattes als engagierte Pastorin. Die alle, die sich nochmals an diese Zeit erinnern wollen, mag Trottas Beitrag ja etwas bringen, obwohl es vielleicht auch in der Sparte Dokumentation Material gäbe, das sich besser eignet, und für die, die immer mal wieder gern die Widervereinigung zu feiern beachsichtigen, werden auch ein paar nette Stimmungsbildchen aufgefahren, die allerdings, finde ich zumindest, die weitaus geringste Leistung eines solchen Unterfangens sind. Trotta schätzt Privatschicksale vor größerem historischen Hintergrund, wie sie sagte. Naja, ein paar wirklich gute Filme in dieser Richtung hat sie ja auch schon gemacht. Lang ist‘s her, und der hier wird sich in meinem Kopf nicht dazugesellen. (22.2.)