Pas très catholique (Die Detektivin) von Tonie Marshall. Frankreich, 1994. Anémone, Roland Bertin, Gregoire Colin, Michel Didym, Denis Podalydès, Christine Boisson

   Maxime ist eine ziemlich selbständige, herb-frauliche Detektivin aus Paris mit einem wankelmütigen Liebesleben und einer praktischen, etwas mitleidlosen Einstellung zum Leben an sich. Einst hatte sie einen reichen Mann, doch ist sie der Falle entwischt und genießt nun seit fast zwanzig Jahren ihre Freiheit. Zwei berufliche Aufträge konfrontieren sie dann aber doch unversehens massivst mit ihrer Vergangenheit: Bei der Observierung eines drogensüchtigen Schülers trifft sie erstmals seit damals ihren mittlerweile fast erwachsenen Sohn wieder, und als sie einen Versicherungs- und Immobilienbetrug recherchiert, stößt sie plötzlich auf ihren lieben Ex-Gatten höchstpersönlich und kann ihm an Ende die Schweinerei sogar anhängen. Ihrem Sohn überlässt sie es dann, ob er die gesammelten Fakten gegen den Vater verwenden wird oder nicht, und rauscht erstmal mit ihrem neuen Lover nach Russland.

 

   Eine Großstadtballade mit komödiantischen Untertönen, ganz auf die dominierende Hauptdarstellerin zu geschnitten, was an sich überhaupt kein Nachteil ist, denn Anémone hat genug Esprit und Format, um dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Das Problem liegt für mein Empfinden in der Anlage der Geschichte, oder besser der einzelnen Episoden, in die der Film zerfällt. Sehr häufig ergibt sich eine vielversprechende Konstellation, mal witzig und frech, mal erotisch und mal spannend, und in den allermeisten Fällen bleibt die ganze Sache etwas lasch in der Luft hängen, genau so, als habe die Regisseurin keine gute Idee zum Abschluss gefunden, als habe sie einfach die Kurve nicht gekriegt, und so fehlt meist eine Pointe, ein guter Übergang. Wenn man mal von er recht konstruierten Ansammlung von zufälligen und schicksalshaften Wiederbegegnungen absieht, fehlt dem Film eine innere Dramaturgie, eine Spannung, viel zu oft treibt man so mit der guten Maxime dahin zwischen Cafés, Wohnungen, Straßen, ihrem Büro. Manche Geschichten werden dann schlicht irgendwann fallengelassen, weil kein Platz mehr war, sie zuende zu führen, und aus dem Hauptfall, der kriminellen Verquickung von Versicherungsbetrug und schmutzigen Zwangsräumungen per Brandstiftung, wird so gut wie gar nicht rausgeholt. Es ging ganz offensichtlich zuerst um die Figur der Maxime, um die Beschreibung ihres Lebens, ihrer Geschichte und der Art und Weise, wie sie mit den jähen Veränderungen zu Rande kommt. Dies an sich gibt häufiger Anlass zu ebenso komischen wie poetischen Sequenzen, aber auch hier fehlt eine Steigerung, eine Entwicklung, die über verbale Behauptungen hinausginge. Dass nicht zwangsläufig alles und jedes lang und breit ausdiskutiert werden muss, leuchtet ein, aber ich hatte so den Eindruck, als habe man in diesem Fall zu viel Potential verschenkt an eine insgesamt halbherzige, unentschiedene Form, die der Straffung, der Strukturierung bedurft hätte. So in der zweiten Hälfte schlich sich, nicht nur bei mir wohlgemerkt, eine gewisse Langeweile ein, die Lacher wurden seltenere, aber es fand sich nichts, um diesen Mangel auszugleichen, denn spannender wurde die Chose auch nicht gerade. Vielleicht wollte die Regisseurin mit allen Mitteln billige Klischees und allzu abgegriffene Genrezutaten aussparen, was ja auch prinzipiell schön und gut ist, aber mit ihrem Film hat sie, wie ich finde, auch keine sonderlich überzeugende Alternative vorgelegt. Ein Fall verschenkter Möglichkeiten. (15.4.)