Eclipse (#) von Jeremy Podeswa. Kanada, 1994. Von Flores, John Gilbert, Pascale Montpetit, Manuel Aranguiz

   Alle in Toronto warten auf die große Sonnenfinsternis, aus der ganzen Welt strömen Wissenschaftler und Voyeure herbei, bringen ihre Ferngläser in Stellung, um den großen Tag zu feiern. Die Einheimischen bumsen derweil quer durch den Gemüsegarten, treiben es munter durch alle Präferenzen, multikulturell auch noch, mal englisch, mal französisch, mal spanisch, mal homo, mal hetero, mal für Geld und mal nicht, mal als Ehebruch, mal für eine Nacht und manchmal auch nur für ein einziges Foto, das dann in die Sammlung kommt. Von einem zum nächsten geht der Reigen, und am Ende stehen sie alle das und glotzen sich den Himmel an, der sich höchst symbolisch verdunkelt.

 

   Ein lockerer Ablauf kurzer Schlaglichter, hier mal ein flüchtiger Blick auf eine Geschichte, dort mal ein Häppchen Schicksal, alles angenehm unverbindlich aufbereitet, sodass garantiert nichts hängen bleibt. Zusammen mit der diesmal etwas lethargischen Kamera (im Vergleich zu Arcands etwas flotterem Yuppieschmaus) lässt man sich durch die zumeist nächtliche Stadt treiben, wechselt betten und Geschlechtspartner in kurzer Abfolge und guckt ab und an mal nach, ob die Sonne denn noch da ist. Die Handlung ist in Schwarzweiß gehalten, was vielleicht eine künstlerische Pose sein soll, aber ob mehr dahintersteckt, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Auch ist es möglich, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der höchst seltenen Sonnenfinsternis und dem menschlichen Verhalten, aber welcher, bleibt ebenfalls verborgen und vielleicht ist es auch nicht so wichtig. Wahrscheinlich will der Regisseur dieses Werk als ein weiteres Dokument der Einsamkeit, Rastlosigkeit und sexuellen Konsumhaltung im modernen Großstadtleben verstanden wissen. Na schön, für mich ist es allenfalls ein Dokument künstlerischer Glätte und gedanklicher Oberflächlichkeit, die zwar den Protagonisten untergejubelt werden soll, tatsächlich aber bereits beim Herren Filmemacher selbst auszumachen ist. Fastfoodkino dieser Art hinterlässt nichts außer ein paar schale Eindrücke, schon gar keine tiefere menschliche Dimension, denn es geht einfach so schnell von einem zum nächsten, so austauschbar sind am Schluss Personen, Situationen, Geschichten, und möglicherweise soll es ja auch so sein, sieht das neue Menschenbild ja auch genau so aus. Frage ist nur, ob man das dann filmisch auch noch untermauern soll, oder vielleicht doch besser Gegenentwürfe bringen müsste, um diesem Trend zum maßlosen, unaufhörlichen Konsum, der tatsächlich jeden irgendwann in die Einsamkeit treibt, auch künstlerisch zu begegnen. Aber wie bei den amerikanischen Generation-X-Filmen wird auch hier weniger Wert auf Reflexion als vielmehr auf Pose gelegt, auf coole Ästhetik und Unverbindlichkeit. Es müssen ja beileibe nicht immer gleich bleierner Tiefsinn oder Jammern und Wehklagen herrschen, aber filme dieser Art hier können mich ebenfalls absolut nicht zufriedenstellen, sie eignen sich nicht mal für einen schnellen, unterhaltsamen Genuss, weil man ständig etwas vermisst. Aber wenn einem noch sehr viele Machwerke wie dieses vorgesetzt werden, hart man bald wohl auch vergessen, was es war, das man vermisst hat. 12.6.)