Gazon maudit (Eine Frau für zwei) von Josiane Balasko. Frankreich, 1994. Victoria Abril, Josiane Balasko, Alain Chabat, Ticky Holgado, Catherine Hiegel

   Im sommerlich-fotogenen Südfrankreich spielt sich eine pikante, turbulente Dreiecksgeschichte ab, man möchte sagen, auf typisch französische Art: Zwei Männer rangeln um die schöne, aber anfänglich noch nicht recht emanzipierte Loli: Ihr Mann Laurent, ein Chauvi vor dem Herrn, der alles flachlegt, was in seiner Gegend weiblich wirkt, und die gewitzte Lesbe Marijo aus Paris, die zufällig vorbeikommt, sich in die Spanierin verliebt und in ihr ganz neue Regungen freisetzt. Laurent reagiert, wie ein Mann reagieren muss, nämlich mit lauthals verletztem Stolz, während er ungeniert weiter rumvögelt und seinen reaktionären Hass auf die Lesbe handgreiflich austobt. So treibt er Loli direkt in Marijos Arme, doch die Gefühle spielen halt nicht immer mit, und deshalb schlägt Loli eine ménage à trois vor, wobei sie ihre Gunst wöchentlich gleichmäßig auf die beiden verteilt. Logisch, dass auch dieses Arrangement nicht lange gutgehen kann: Loli wird rasend eifersüchtig, als zwei alte Freundinnen Marijos aufkreuzen, Laurent wittert seine Chance, seien Rivalin ein für allemal loszuwerden, doch die dreht den Spieß um und lässt sich von ihm ein Kind machen, bevor sie nach Paris verschwindet. Rechtzeitig zur Geburt sind Loli und Laurent wieder zu Stelle und holen Marijo zurück. Am Schluss eröffnen sich Laurent nochmals ganz neue Perspektiven, als ihm ein schöner Spanier tief in die Augen blickt.

 

   Man sieht schon, dass es recht lebhaft zugeht hier. Fast alle Kombinationen der Liebe und der Gefühlsverstrickungen werden durchgespielt, und zwar so locker und charmant, dass man wirklich seinen Spaß hat. Vor allem die erste Stunde ist sehr witzig, wobei die Komik wechselt zwischen trocken-ironischem Geschlechterkampf und herrlichen Satiren auf das Gockelgetue Laurent und seines Arbeitskollegen Antoine, die bei allem entlarvenden Spott doch niemals völlig denunziert werden. Das macht sowieso die Wirkung des Films aus, dass er sich niemals länger als zehn Minuten auf eine ideologische Schiene festlegen lässt, niemals nur das Liede der lesbischen Liebe singt, und schon gar nicht der Heteroehe, sondern dass er offen und tolerant ist für alles, was den Leuten so Spaß macht. Traditionelle Moralvorstellungen werden selbstredend genussvoll gegen den Strich gekämmt, immer gibt es noch einen Haken, noch eine Wendung, nie kann man nun absehen, was tatsächlich passieren wird. Dabei offenbart der Film nach der erwähnten sehr schönen ersten Stunde die üblichen Probleme, die man halt bekommt, wenn man in diesem Tempo fortfahren will, soll heißen, manchmal zieht es sich ein bisserl und der mühelose, elegante Rhythmus der ersten Hälfte ist dahin. Aber vor allem das hinreißende Spiel der drei Hauptdarsteller, wobei mir Balasko und Abril natürlich am besten gefallen haben, rettet die Geschichte über einige Untiefen hinweg, sodass man am Schluss eigentlich ziemlich amüsiert aus dem Kino fällt mit der neuerlichen Gewissheit, dass eigentlich nur die Franzosen solche Filme machen dürfen. Selbst wenn das ein Klischee ist, dann ist es wenigstens eines, mit dem man bestens leben kann. (18.10.)