Even Cowgirls get the Blues (#) von Gus van Sant. USA, 1993. Uma Thurman, Rain Phoenix, Lorraine Bracco, John Hurt, Angie Dickinson
Vor ich weiß nicht wieviel Jahren hat Mr. Tom Robbins eine Schüppe Peyote eingeschmissen, einen Roman geschrieben und ihn als Kult untergejubelt, vermutlich an Leser, die auch ordentlich angetörnt waren. Dann kippten sich Mr. Van Sant und seine Crew ihrerseits eine ordentliche Ladung Peyote rein und fabrizierten eine Filmversion, die allerdings in Hollywood wenig Anklang fand, vermutlich weil die Zuschauer der Preview eben nicht high waren. Also musste der ganze Scheiß umgeschnitten werden, manche munkelten schon von mutwilliger Zerstörung eines Kunstwerks, und jetzt dürfen wir das Resultat goutieren. Eine Hippieoper mit Schwuchteln, Transvestiten, Brüllkranichen, lesbischen Cowgirls, Schönheitsfarmen, großen Daumen, chinesischen Weisen, Countrymusik und eben viel viel Peyote. Set in 1973, yeah, und vor gut zwanzig Jahren hätte dieses Machwerk vielleicht noch ganz ordentlich abgeschnitten, obwohl auch Hippies mitunter kritisch sein können, wie ich hörte. Um eines klar zu stellen: Ich hab gar nichts gegen Hippies, im Gegenteil, und wenn es ein wenig freakig und skurril zugeht, soll das meinen Arsch nicht kratzen, zumal ich ja vom Herrn van Sant auch einiges gewohnt war, aber das hier ist schlicht und ergreifend schlecht. Mies und langweilig, chaotisch, ziellos, wirr. Kaum witzig, sodass sich auch mein früher Verdacht, es könne sich doch vielleicht um eine Parodie handeln, rasch zerstreute. Natürlich ein Film abseits ausgelatschter Pfade, das mag ihn vielleicht ehren. Ein Film gegen die Normästhetik Hollywoods, gegen billige Klischees und idiotische Stories, all das sie unbenommen, aber trotzdem in sich selbst alles andere als ein guter Film. Ob er nun von den nachträglichen Überarbeitungen so gründlich zerstört wurde oder nicht, lässt sich ja nun nicht mehr rekonstruieren, soll mir letztlich auch egal sein, denn man muss sich ja sowieso mit dem Endprodukt herumschlagen. Und van Sant hat seiner Hitchhikergeschichte, die in sich vom Gedanken noch nicht mal so übel ist, so wenig Struktur und Sinn vermitteln können (oder wollen), dass man nach einer Viertelstunde schon ein leicht ungutes Gefühl bekommt. Die feministischen Phantasien mitsamt der Kraniche auf der ausrangierten Beautyranch können bestenfalls als lächerlich durchgehen, kamen mir aber auch herzlich wenig ironisch vor. Und Sissy Hankshaws Begegnungen mit zahlreichen merkwürdigen Typen on the road und in NYC sind überraschend unkomisch und schleppend dargestellt. Uma Thurman ist sicherlich die optimale Besetzung für das Hippiegirl, das rastlos durch die Staaten trampt, und ein paar prominente Darsteller geben ganz amüsante Solonummern nebenbei, aber als Ganzes läuft hier kaum was zusammen, und so war ich reichlich enttäuscht am Schluss, und außerdem um die Erkenntnis reicher, dass die Kinobesitzer ab und an doch mal nachhelfen und diverse psychedelische Hilfsmittel an der Kasse vergeben sollten, denn vielleicht hätten alle uns prächtig amüsiert, wenn wir auch ein Säckchen Peyote zum Knabbern dabei gehabt hätten. (4.2.)