Shallow grave (Kleine Morde unter Freunden) von Danny Boyle. England, 1994. Kerry Fox, Christopher Eccleston, Ewan McGregor
Drei flotte junge Leute bewohnen eine schicke Wohnung und nehmen einen Untermieter auf. Der verstirbt an einer Überdosis, hinterlässt einen Haufen Geld, das die besagten drei Freunde nach reiflicher Überlegung auf die Seite schaffen. Die Leiche wird umsichtig zersägt, aber dann geraten die Dinge doch außer Kontrolle. Zwei Killer, die hinter dem Zaster her sind, rücken an und müssen natürlich auch beseitigt werden. Einer der drei verschanzt sich auf dem Dachboden und dreht etwas durch. Es kommt schließlich zum finalen Kampf der Exfreunde um das Geld. Der Abgedrehte stirbt, die Krankenschwester entkommt, wähnt sich aber nur irrtümlicherweise im Besitz der Beute, die nämlich der gewitzte Journalist an sich genommen hatte, und an der er sich nun freuen kann, auch wenn er momentan noch mit einem Messer an den Fußboden geangelt liegt und vor sich hin blutet.
Schwarze Komödien, besonders wenn sie aus dem Mutterland des dunklen Humors kommen, zeichnen sich eigentlich und vor allem durch Charme aus. Sie verletzen den guten Geschmack, aber sie tun nicht eigentlich weh und das wollen sie auch nicht. Es gäbe vielleicht noch eine etwas provokativere, beispielswiese die alte surrealistische Variante, die Tabuverletzungen vorsätzlich auch als Gesellschaftskritik einsetzte, Schockierendes aber auch eher spielerisch verwendete, wenn man an Buñuel oder seine Zeitgenossen der späten Zwanziger denkt. Nun, dieser Film hat nichts von alledem. Er hat keinen Charme, was mit Abstand sein größter Mangel ist, und er steht auch in keiner anderen Verbindung zu subversiven Traditionen. Na gut, er erklärt uns, falls wir es nicht mal irgendwo gehört haben, dass bei Geld jede Freundschaft aufhört, und dass nichts und niemand so tödlich sein kann wie gute Freunde. Er präsentiert uns ein exzentrisches Trio: Den großmäuligen, eigentlich unsympathischen Schreiber, den bebrillten, spießigen Buchhalter und die praktisch denkende Krankenschwester, doch sie werden uns nicht wirklich nahegebracht, ich jedenfalls habe keinerlei Verbindung zu ihnen gefunden, habe keinen Anteil nehmen und über ihre eher arroganten bis demütigenden Schrullen auch nicht lachen können. Mit der ersten Leiche, der des mysteriösen Untermieters, hätte man es auch unbedingt belassen sollen, denn alles was danach folgt, steigert sich bis zum Schluss in eine höchst ungute Gewaltorgie, die schon durch eingeschnittene Folterszenen der erwähnten zwei Killer angekündigt wird und dann rasch voranschreitet. Der abschließende Showdown in der Küche unter Verwendung einschlägiger, zumeist scharfkantiger Haushaltsgeräte demonstriert zwar eindrucksvoll, wohin Geld eine Freundschaft bringen kann, aber er kann mich nicht amüsieren. Statt Eleganz und Stil wird hier im Rahmen der üblichen schicken Designerausstattung mit dem Holzhammer gearbeitet, auch psychologisch spielt sich wenig ab, was die brutalen Eskalationen irgendwie abfangen könnte. Einige wenige skurrile Details, wie eben der Typ auf dem Dachboden, der sich Gucklöcher in die Decke bohrt, werden rasch verdrängt von plumper und zum Teil eben recht ekelhafter Aktion, deren Überzogenheit zweifellos eben die makabre Note sein soll, für die ich aber persönlich leider nicht empfänglich bin. Irgendwo im Pressetext fiel der Name Quentin Tarantinos. Schon diese Assoziation hätte mir eine Warnung sein sollen. (13.7.)