The music box (James Parrott, 1931), Big business (James Horne, 1929), Tat for tat (Charles Rogers, 1935), Towed in a hole (George Marshall, 1933) mit Stan Laurel und Oliver Hardy, James Finlayson, Charlie Hall, Billy Gilbert, Tiny Sandford

   Vier ihrer größten Klassiker sind hier versammelt, allesamt eher unter dem Motto handfesten Slapsticks statt der teilweise auch etwas hintergründigeren Kurzfilme. Doch der Klaviertransport jene unvergesslich lange Treppe hinauf ist ebenso essentiell für die Laurel-and-Hardy-Komik wie der wahnwitzige Schlagabtausch mit James Finalyson, der den Weihnachtsbaum partout nicht kaufen will, oder Charlie Hall, dem bärbeißigen, eifersüchtigen Ladenbesitzer von nebenan, oder der von vornherein eindeutig zum Scheitern verurteilte versuch, ein uraltes Rostschiff wieder seetüchtig zu machen. Wie immer beruht ein beträchtlicher Teil der Freude auf der Vorhersehbarkeit der Gags: Natürlich kann man sich leicht vorstellen, dass das Klavier, welches darüber hinaus sowieso über ein Eigenleben zu verfügen scheint, jene Endlostreppe mehrere Male wieder hinabknattern wird, ebenso wie Wasserbecken vor und Balkon am Haus andeuten, was Hardy als nächstes widerfahren wird. Ein Brett mit spitzem Nagel darin muss zur Zielscheibe für Hardy werden, jede zufallende Tür läuft Gefahr, im Gesicht des armen Hardy zu landen, und selbstredend werden die Hüte mindestens dreimal falsch aufgesetzt. Mit dem Erscheinen von James Finlayson oder Charlie Hall erwächst den beiden so etwas wie ein natürlicher Feind, von vornherein aggressiv, ablehnend oder zumindest unfreundlich gesonnen, und es ist nur eine Frage kurzer Zeit, bis die beiderseitigen Eskalationen zunächst kleinerer Zerstörungswerke ein Ausmaß erreicht haben, das jeden Versuch zur Schlichtung im Keim erstickt. Vor allem „Big business“ ist eine famose Studie dieser Eskalation, die zunächst durchaus nachvollziehbare Ursachen hat, sich aber rasch so sehr verselbständigt, dass die Kontrahenten alsbald den ursprünglichen Anlass vergessen haben und sich vielmehr hingebungsvoll der Destruktion widmen. Typisch dabei ist, dass Laurel und Hardy, selbst als ihr gesamtes Kapital (sprich Auto und Weihnachtsbäume) hinüber ist, in kindisches Gekicher ausbrechen und somit kundtun, dass der Mordsspektakel ihnen trotzdem Spaß gemacht hat. „Tit for tat“, ein Scharmützel und benachbarten Ladeneignern, ist eine Kopie, die allerdings nicht ganz das Format des älteren Films erreicht, wobei dieser Eindruck wohl auch daher rührt, dass man zwei solcher Filme nacheinander nicht mehr mit dem gleichen Genuss ansehen mag. „Towed in a hole“ enthält einige besonders hinreißende Pantomimen Laurels, dessen zerstörerische Dummheit mal wieder ihren Höhepunkt erreicht hat, wofür er allerdings Repressalien seitens des vielfach geschundenen Freundes auszuhalten hat. Aber stets schafft er es auch noch dann, sein unheilvolles Treiben fortzusetzen. Jeder verfügbare Mast wird eine sichere Beute Stans, und wenn Hardy nicht gerade oben drauf hockt, saust er zumindest mit Wucht dagegen. Jeder einzelne Farbeimer wird seinen Inhalt todsicher eher über Hardy ergießen als über die eigentlich vorgesehenen Schiffswände. Die beiden unterbrechen ihre Arbeit immer wieder, um die aufgestauten Gefühle konzentriert aneinander auszulassen, zumeist mit Hilfe größerer Mengen Wasser, solange bis Hardys gesunder Menschenverstand zu Wort kommt und das groteske Gebaren zunächst unterbindet. Ein köstlicher Film, fast so gut wie „The music box“, vielleicht der bekannteste ihrer Filme überhaupt, eine Studie der Frustration, der Sisyphosarbeit und wunderbar getimter Auseinandersetzungen mit diversen Randfiguren. Ein blöd kicherndes Kindermädchen kriegt einen Tritt von Stan, wofür beide nachhaltig leiden müssen, denn auch ein alarmierter Polizist züchtigt unsere Freunde mehrmals. Ein eitler Professor kriegt Hut und Stock die Treppe runtergeschmissen und entpuppt sich natürlich ausgerechnet als der Kunde. Bei dem simplen Versuch, das Klavier auszupacken und anzuschließen, erleidet das Mobiliar des Professors beträchtlichen Schaden, und ein fehlerhafter, sprich Tinte verspritzender Füllhalter verdirbt den Freunden das Geschäft und ein versöhnliches Ende. Hardy bekommt wieder das meiste ab, und wie immer steht Laurel daneben mit jenem einmaligen Ausdruck leerer Unschuld und einem fern dämmernden Gefühl von schlechtem Gewissen. Hardys Blickkontakt zum Publikum wird besonders intensiv, wenn er besonders schlimm dran ist, aber wenn es gegen Dritte, gegen Feinde von außen geht, ziehen die beiden grundsätzlich mit selbstverständlicher Solidarität an einem Strang. Vier glanzvolle Kurzfilme, anderthalb Stunden Spaß in reinster Form. (23.8.)