"Blue in the Face" (#) von Wayne Wang und Paul Auster. USA, 1994. Harvey Keitel, Jim Jarmusch, Victor Argo, Roseanne, Lou Reed
Weil die Vibrations auf dem Dreh von "Smoke" irgendwie so echt irre gut und cool waren, hat man gleich noch einen draufgesetzt und so ganz spontan ein paar neue Histörchen um Auggie Wrens Tabakladen an der Ecke in Brooklyn gedreht. Dazu haben sich ein paar Stars aus dem Mainstream zu kleinen, lustigen Auftritten bewegen lassen (weil man natürlich immer mal ganz gern mit den Intellektuellen assoziiert wird, wenn man Michael J. Fox oder Madonna heißt) und über jedem Bild steht das Attribut 'improvisiert'. Auggie Wren ist hier der gute Gott von Brooklyn, bei ihm gehen Menschen aller Hautfarben und Klassen ein und aus und schütten ihre kleinen und großen Herzchen aus, man ist eine große Familie und am Schluß steigt eine riesige multikulturelle Straßenparty. Die Krisen finden zwanzig Straßen weiter statt, ein paar Brooklyner geben stolz ihr ganz eigenes Lebensgefühl bekannt, alles ist so lieb und nett und harmonisch und außerdem werden wir in jedem zweiten Dialogsatz darüber aufgeklärt, daß dies hier Brooklyn, oder zumindest doch New York ist, als ob wir es sowieso nicht schon in jedem Bild eingetrichtert bekämen. Wenn Lou Reed ein paar coole Stories zum besten gibt oder Jim Jarmusch die letzte Fluppe qualmt, leuchtet verzückt die Kultlampe auf, aber nie und zu keiner Zeit ist der Film irgendwie so intensiv oder interessant wie "Smoke", wie die meisten Improvisationen riskiert auch er Langeweile und Leerlauf statt erfrischende Spontaneität, wie die meisten Improvisationen funktioniert das einfach nicht im Film. Ein bißchen hippe Pose, ein paar nette Gags, und eine zugegeben sehr gute Musik von David Byrne, John Lurie und anderen können insgesamt meinen Eindruck nicht verwischen, daß es hierbei eigentlich nur um Fast Food für gehobene Ansprüche geht. (8.1.)