"Blue Juice" (#) von Carl Prechezer. England, 1995. Sean Pertwee, Catherine Zeta Jones, Steve Mackintosh, Ewan McGregor, Peter Gunn

Wenn gleich am Anfang ein Typ den ersten Sex mit seiner Freundin seit sechs Wochen für ein paar hohe Wellen, ein Surfbrett und die Kumpels sausen läßt, wissen wir, daß wir einen echten Männerfilm vor uns haben. Und wenn der gleiche Knabe am Ende genau die umgekehrte Entscheidung trifft, wissen wir auch, daß man das alles nicht ganz so dramatisch sehen muß. Dazwischen liegt ein Wiedersehen von vier Freunden aus alten Londoner Tagen, das Wiederaufwärmen derselben und die Einsicht, daß sich jene Zeiten eben geändert haben: Der eine hat sich nach Cornwall verkrochen, ist der King der Wellenreiter, aber fühlt mit fast dreißig die Krise nahen, weiß einfach nicht, wofür und vor allem für wen er sich entscheiden soll. Der andere ist Technofabrikant am Computer, muß aber nun durch eine weibliche Bekanntschaft lernen, daß Business nicht alles ist, sondern man stets noch den Menschen dahinter sehen muß. Der dritte wird sich bald verheiraten, ist verspießert, verknöchert und hat dauernd Migräne. Ein gehöriger Trip und ein paar wilde Abenteuer holen ihn aber gerade noch aus der drohenden Verödung raus. Und der letzte hat bisher nur Scheiße gebaut, z.B. miesen Stoff gedealt oder auf Kosten anderer Sensationsstories verkauft, und setzt nun sein Leben und das des Surfers aufs Spiel, um entweder endlich den Durchbruch zu schaffen oder das Leben einfach abzuhaken. Auch er kommt durch und wird sich bessern. Jaja, Männer und ihre kleinen Wehwehchen und Problemchen. Dazwischen tummeln sich die Frauen und verabreichen gezielte Arschtritte, um die lahmen oder verwirrten Typen endlich mal auf Trab zu bringen und aus ihren Wolkenheimen zu holen. Liebe, Zank und Raves in herrlichster, delikat fotografierter südwestenglischer Küstenlandschaft, alles ganz locker und unverkrampft zubereitet, nicht immer gerade straff organisiert, aber das gehört zu solchen Filmen eben dazu, daß man sich auch mal treiben läßt und nicht immer der passende Anschluß oder die nächste bedeutsame Szene folgen. Die einzelnen Menschen sind gut getroffen und gut gespielt, ab und an schwelgt der Kameramann in schäumender Dünung und Brandung (dann allerdings waren's wohl die Wellen von Lanzarote), und alles in allem hat man seinen Spaß, wenn man vielleicht nicht allzu großen Tiefgang braucht. Aber wer tut das schon bei diesem Wetter. (10.6.)