"Dance me outside" (#) von Bruce McDonald. Kanada, 1994. Ryan Black, Adam Beach, Jennifer Podemski, Michael Greyeyes, Lisa Lacroix, Sandrine Holt
Hollywood hat seine Indianer immer nur in Extremen behandelt - mal als ausrottungswürdige Untermenschen, später dann als Heilige, beides natürlich gleichermaßen lächerlich idiotische Klischees, die auch im jüngsten Ethnoboom sehr schön wieder anzutreffen waren und die meisten dieser Filme zu beliebig kommerzieller Dutzendware gemacht haben. Wie schön, daß es ab und zu dann doch mal sogenannter 'kleinere' Produktionen gibt, die nicht gleich die ganz große humane Botschaft auf ihre Plakate geschrieben haben, die nicht nach Oscars und dem Applaus des guten Gewissens schielen, sondern einfach ein paar Geschichten aus den Reservaten zum besten geben, so wie das hier geschieht: Silas Crow schreibt für sich und seinen Kumpel Frank Aufsätze, um zur Technischen Hochschule in Toronto zugelassen zu werden, und er schreibt natürlich über das Leben im Reservat, wo sich äußerlich wenig tut, doch wenn man genauer hinsieht, gibt es doch viel zu erzählen. Es geht um Liebe, Schluß machen, Verantwortung zeigen, sich einen ansaufen, sich für Indianerfragen einsetzen, Weiße verdreschen, aus dem Knast kommen, Autos knacken und derlei Alltäglichkeiten. Man lebt unter sich, nur in der Kneipe trifft man Weiße, oder natürlich, wenn man eingebuchtet wird, was einem als Indianer weitaus eher passieren kann. Silas' Schwester heiratet einen Weißen, aber es wollen keine Kinder kommen. Silas und Frank, die sowieso meistens nur Unsinn und Mädchen im Kopf haben, demolieren den nagelneuen Saab des Schwagers und rüsten ihn zum Geländewagen um. Die Schwester macht ein Date mit ihrem Exlover klar, um den Kinderfrage zu klären, während die Jungs ihren ahnungslosen Gatten zu einem echt indianischen Ritus im Wald mitschleppen. Diese köstliche Szene macht das Konzept des Film deutlich: Ironie, vor allem Selbstironie ist gefragt, kein großes Lamento, kein sentimentales Pathos, man hat sich mit der Situation arrangiert, was nicht heißt, daß man sie mag oder akzeptiert. Die jungen Indianer machen sich über die alten Mythen eher lustig, weil sie wissen, daß sie mittlerweile als Touristenhokuspokus dienen, mit denen man die blöden Weißen prima beeindrucken kann. Eins ist klar - die alten Zeiten sind für immer vorbei, die Indianer haben zwar viele Bräuche oder Lebensgewohnheiten beibehalten, doch sie leben im modernen Amerika und können nicht daran vorbei, abgesehen davon, daß man sich natürlich auch unbewußt stark assimiliert. Manchmal wird es natürlich ernst: Ein Indianermädchen wird getötet, der Mörder, ein Weißer, kriegt eine grotesk geringe Strafe, woran man sieht, daß die Justiz noch immer kraß rassistisch geprägt ist. Als der Weiße wieder rauskommt, wollen Silas, Frank und die anderen Jungs den Mord rächen, aber sie vermasseln alles, weshalb die Mädchen selbst zur Tat schreiten müssen. Selbsthilfe im Reservat halt. Ein sehr schöner, sehr komischer und poetischer Film, der auf seine unaufdringliche Weise vermutlich viel mehr über dieses Leben sagt, als all die breiten, pseudoanspruchsvollen Epen, und dessen verschmitzter, respektlos eigensinniger Humor mir sehr viel besser gefällt als der feierliche Ernst, der diese Themen zumeist verunstaltet. (29.1.)