"Le bonheur est dans le pré" (Das Glück liegt in der Wiese) von Etienne Chatiliez. Frankreich, 1995. Michel Serrault, Eddy Mitchell, Sabine Azéma, Carmen Maura, Guilaine Londez, Virginie Darmon

Die bisherigen Filme von Chatiliez, soweit ich sie jedenfalls kenne ("Das Leben ist ein undsoweiter" und "Tante Danièle"), waren irgendwie unfertige, aber dennoch (oder gerade deswegen) höchst amüsante Bürgerschreckversuche mit Anarchotouch. Wenigstens das Unfertige hat er sich jetzt bewahrt, während seine gewohnt provokative Attitüde in diesem neuen Film leider zumeist in Machowitzchen über zickige, durch Prügel und Sex zu domestizierende Hausweibchen gipfelt. Naja, ganz so streng sollte man das vielleicht nicht sehen, aber die Männerphantasien gehen manchmal doch durch, und ich persönlich kann darüber nicht so lachen, politcal correctness hin oder her. Auch sonst zuckelt die Story recht lässig, mit riskantem Leerlauf und, wie mir schien, doch recht lang einfach so dahin. Francis, Familienvater und Fabrikbesitzer im Jura hat sich in seinem Leben einigermaßen verstrickt, reibt sich auf zwischen einem alptraumhaften Zuhause und ewig streikenden Untergebenen. Als per TV-Sendung ein lang vermißter Familienvater gesucht wird, der ihm frappierend ähnelt, ergreift er schließlich seine Chance zum Ausbruch, zieht von dannen in Richtung Süden zu einer anderen Familie und einer neuen Existenz als Entenzüchter in der Gascogne. Derweil hält sein bester Freund daheim die Stellung, und wie durch ein Wunder wendet sich alles in Harmonie zum Guten. Es gibt bezaubernd charmante Augenblicke, poetisch fotografierte Landschaften und Stimmungen und vortreffliche Schauspieler, aber alles zieht sich ein bißchen strukturlos, so daß am Ende selbst heiß ersehnte Pointen etwas verpuffen. Der Traum von ländlichen Idyll wird ebenso angerissen wie der Geschlechterkrieg, alles ein wenig karikierend, satirisch überdreht und manchmal eben auch platt. Immerhin aber fallen Geschichte und Typen ziemlich aus dem gewohnten Rahmen, was ja auch schon was wert ist, und so tolle Komödianten wie Serrault und Azéma bringen ihre Klasse dort ein, wo sie die Möglichkeit dazu erhalten. Insgesamt aber hatte ich doch erhofft, durchgehend etwas besser unterhalten zu werden. (22.5.)