"Echte Kerle" von Rolf Silber. BRD, 1995. Christoph M. Ohrt, Carin C. Tietze, Tim Bergmann

Die Kripo Frankfurt hat echte Probleme. Nicht nur mit den einschlägigen kriminellen Umtrieben der Hehler, Autoknacker und Drogenpusher, sondern vor allem und in erster Linie mit sich selbst. Ein Bulle und Parademacho wird von seiner entnervten Frau auf die Straße gekickt und kommt bei einem Schwulen unter, der natürlich sofort Feuer fängt. Gleichzeitig entflammt auch die neue Kollegin für den armen Kerl, der sich nur mit viel Selbstmitleid durch die Krise schleppt und für die diversen amourösen Anträge zunächst gar keinen Sinn hat. Aber wie man sich denken kann, sorgen verschiedene Verwirrungen für einen gehörigen Aufruhr der Gefühle, der sogar unseren Helden in einen kurzzeitigen Zweifel bezüglich seiner wahren sexuellen Neigungen stürzt. Doch am Schluß ist dann alles klar: Der Held kriegt sein Mädel, der bis dato unscheinbare Kollege outet sich noch rasch und kriegt den netten Schwulen, und die miesen, spießigen und korrupten Kollegen gucken blöd aus der Wäsche.

 

Ein wirklich sehr unterhaltsamer und dazu vor allem charmanter und gut gespielter Film, der fast alles auffährt, was an Komplikationen in Liebesdingen denkbar ist, ohne sich platt und billig an den bekannten Klamotten zu orientieren. Die Bekehrung des Chauvis Chris zu einem Mann, der auch andere Wesenszüge an sich selbst zu akzeptieren lernt und dadurch offener und wohl auch sensibler wird, kommt witzig und ohne großes Rumreiten auf der Botschaft rüber, ebenso wie seine Flirts mit der Kollegin und deren eigene Versuche, den Traummann zu finden, obwohl sie schon weiß, daß es den eigentlich nicht gibt. Rolf Silber präsentiert ein paar waschechte Ausgaben der Gattung "Stadtneurotiker", komplett mit ein paar netten Blicken auf den Main, die Brücken und die unvermeidliche Skyline, und einem guten Gefühl für das Leben in diesem Sumpf ohne jegliches Pathos oder übertriebene Ernsthaftigkeit. Man liebt sich, entzweit sich, scheitert an Mißverständnissen, an Eifersucht, an Indiskretion, verzweifelt am provokativen Gestöhne der unermüdlichen Nachbarn oder dem des Pornokinos, erinnert sich nicht genau an eine bestimmte Nacht, baut Berührungsängste ab, nimmt die verklemmten Heteros hopp, verteilt Anzüglichkeiten, klaut Autos, wechselt Nummernschilder, glotzt durch Fernstecher, und fragt sich manchmal einfach nur, was zum Teufel eigentlich los ist. Tja, so ist wohl das Leben. (18.6.)