"Fargo" (#) von Joel Coen. USA, 1995. Frances McDormand, William H. Macy, Steve Buscemi, Peter Stormare, Kristin Rudrud
Ein Loser in argen Geldsorgen heuert zwei andere Loser an, die seine Frau entführen und das Lösegeld vom stinkreichen Schwiegervater erpressen sollen. Die beiden stellen sich leider nicht sehr geschickt an, metzeln einen Haufen Leute nieder, und am Schluß kommt nichts dabei heraus, außer daß die Polizistin Marge Gunderson den Kopf darüber schütteln muß, was die Menschen alles für ein kleines bißchen Geld tun.
Was in diesem Film aus dem Rahmen fällt, sind die Leute und die Schauplätze: Trostlose, tief verschneite Weiten im Mittelwesten, irgendwo zwischen Minneapolis und irgendeinem Dakota, in einem Kaff namens Brainerd und umliegenden Straßen und Feldern. So eintönig und schwer wie das Land sind natürlich auch die Bewohner: Ihre Namen deuten auf skandinavische Vorfahren hin, entsprechend einsilbig, bodenständig und nüchtern gehen sie mit den Dingen des Lebens um. Auch Mord und Totschlag, obgleich ja nicht eben an der Tagesordnung hier draußen, können sie nicht langfristig aus der Ruhe bringen, erst recht nicht Chief Gunderson, im siebten Monat schwanger, von entsprechend gebremstem Temperament, aber allemal heller und cleverer als ihre tumben Kollegen, die ihren flotten Kombinationen lediglich mit hochgezogenen Augenbrauen folgen können. Ruhig und zielstrebig, wenn auch gelegentlich mit einem Anflug von kleinstädtisch-naivem Staunen, geht sie den Fall an und klemmt sich schließlich zielsicher an Mr. Lundegard, den ungeschickten Drahtzieher der Affäre. Die Coens haben mit diesen beiden wirklich zwei tolle Typen geschaffen, zum einen die in sich ruhende Polizistin und zum anderen den verzweifelt gegen den Untergang kämpfenden und lavierenden Familienvater, der sich rettungslos in seine kleinen Mauscheleien verstrickt, und dem für das ganz große Ding natürlich eindeutig das Format fehlt. Diese beiden überdies vortrefflich gespielten Porträts bieten den meisten Spaß in dem Film, der ansonsten aber auch durch einige übermäßig langgestreckte und schlecht getimte Sequenzen auffällt. Wann immer die Coens zu sehr auf ihre spezielle Form der Komik setzen, übertreiben sie, und der Fluß der Geschichte gerät ins Stocken. Auch die ruppige Gewalt, ohne die es scheinbar partout nicht mehr geht, macht mich nicht sehr glücklich, weil ich einfach die Art und Weise, wie hier mit Leben und Tod umgegangen wird, nicht lustig finden kann.
Für meinen Geschmack überwiegen schon die Pluspunkte, und ich habe mich weitgehend gut amüsiert, käme aber wohl nicht auf die Idee, hier gleich vom Film des Jahres oder einem anderen der viel benutzten Superlative zu sprechen. (28.11.)