"The Van" (Fisch & Chips) von Stephen Frears. England, 1995. Colm Meany, Donal O'Kelly, Ger Ryan, Caroline Rothwell
Nachdem ich bislang überhaupt nichts Gutes über den dritten Roddy-Doyle-Film gelesen oder gehört hatte, waren meine Erwartungen fast in den Keller gesunken, so daß ich jetzt auch nicht mehr in den Chor der Enttäuschten einstimmen kann, sondern eigentlich finde, daß der Film sooo übel doch gar nicht ist. Na gut, er hat nicht mehr ganz den Charme des Buches erreicht, und Frears geht in seinen Charakter- und Milieuzeichnungen sehr auf Nummer sicher, aber ein unterhaltsamer, kurzweiliger Kinoabend ist dennoch allemal draus geworden. Und so dumm und platt ist die Story von Bimbo, Larry und ihrem Frittenmobil, das schließlich zur ernsten Bedrohung für ihre Freundschaft wird, nun auch nicht. Genau wie Doyle im Buch arbeitet auch Frears die sich stetig summierenden Irritation, Sticheleien und Mißverständnisse, die eine solche Unternehmung gefährden, sauber heraus. Bimbo, der Pedant, der alles gewissenhaft und ordentlich geplant haben will, und Larry, der Polterkopf, der erst redet und sich später entschuldigt, sind halt ein problematisches Paar. Für die allabendlichen Bierchen im Pub mag's noch angehen, doch eine wirtschaftliche Operation, das kapieren die beiden letztlich auch, verlangt mehr als feuchtfröhliche Kumpanei. Zu den zersetzenden Elementen von innen gesellen sich dann die äußeren Anfechtungen und Unwägbarkeiten, angefangen vom Wagen an sich, über die Zubereitung fettig-heißer Speisen, den teilweise kaum zu bewältigenden Kundenandrang, pöbelnde Fußballfans (man schreibt immerhin das Jahr 1990!) und reklamierende Nervensägen. Da können dann schon mal die Gemüter hochschwappen und einen kleinen Blackout erleiden, da kann Stolz schon mal vor Vernunft kommen und die gefürchtete irische Rhetorik eine gütliche Aussprache zunichte machen. A propos irisch - Frears serviert uns hier deftige Volkskost aus den Dubliner Vororten, und streng genommen muß man natürlich diese Stage Irishmen ablehnen, jenes gemütvolle, vollblütige, trink- und singfreudige Völkchen, das uns immer wieder so schön touristisch beglückt. Da hebt man einen auf die Arbeitslosigkeit, sinkt dann abends zur kopfschüttelnden, aber doch verständnisvollen Gattin ins Bett, zankt und verträgt sich wieder, johlt und jubelt, wenn Paddy Bonner den entscheidenden Elfmeter hält (diese Fußballszenen sind im Buch übrigens um Klassen besser beschrieben worden), und läßt es allgemein so richtig menscheln. Auch Colm Meany, der als Jimmy Rabbitte in "The Snapper" noch so phänomenal gut war, tut hier immer ein bißchen zuviel der Folklore, oder aber wurde von Frears zu einer betont auf Gaudi ausgehenden Darstellung angehalten. Es gibt also wahrlich genug Gründe zum Meckern, und ich würde auch nicht behaupten, daß "The Van" mit den Commitments und dem Snapper mithalten könnte (die Musik auch nicht, denn die ist von Eric Clapton und scheußlich lahmarschig), aber einige wirklich komische und gelungene Momente habe ich auch hier gesehen und mich eigentlich ganz leidlich amüsiert. (22.10.)