"La flor de mi secreto" (Mein blühendes Geheimnis) von Pedro Almodóvar. Spanien/Frankreich, 1995. Marisa Paredes, Juan Echanova, Imanol Arias, Carmen Elias, Rossy de Palma

Leo hat zwar ein Geheimnis, aber sie hat auch ein Problem: Ihre Ehe mit dem UNO-Offizier Paco bringt sie an den Rand des sprichwörtlichen Nervenzusammenbruchs. Zwischen Alkohol, Schlaftabletten und reihenweise Frustmomenten verbringt sie ihren Alltag in Madrid, allein in ihrer Wohnung, bei einer Freundin oder den Resten ihrer Familie, wo sie jedoch statt Geborgenheit und Harmonie auch nur Streit und Zank findet. Als Paco für einen heiß ersehnten Stop-over von Brüssel nach Bosnien vorbeischaut (die Phosphortabletten gegen Gedächtnisschwund machen so geil), gerät das Treffen zum finalen Desaster, und kurz darauf unterbreitet ihr die beste Freundin auch noch, daß sie mit Paco eine Affäre hatte, sie jedoch Leo zuliebe beendete. Alles scheint zerstört zu sein, doch da ist ja auch noch Leos Geheimnis: Unter dem Pseudonym Amanda Gris schreibt sie höchst erfolgreiche Kitschromane und lernt einen netten Zeitungsmann, Angel, kennen, der schließlich das Werk Amandas fortführt, da Leos eigene Schreibe unter dem Eindruck ihrer Privatkrise immer ernster, verbitterter und realistischer wird. Ganz nebenbei entsteht dann zwischen Angel und Leo auch noch eine zarte Liebe.

 

Abseits seiner sonst eher grellen Werke hat Almodóvar diesmal ein gefühlvolles und grundsätzlich ernsthaftes Melodram inszeniert, in dem es zwar immer wieder kleine groteske und witzige Details gibt (Leos nervtötende Mutter beispielsweise), das jedoch weitestgehend von Wärme und Zuneigung für Leo bestimmt wird, wie sich Almodóvar in den letzten Jahren ja sowieso vorzüglich auf Frauenfilme verstanden hat. Ihn bewegt besonders, daß Leo und all die anderen Frauenfiguren sich schutz- und rettungslos ihren Stimmungen, ihren Nöten und Euphorien ausliefern und darin ungleich radikaler, ehrlicher, verletzlicher, aber wohl auch stärker sind als die oft blockierten, sturen und langweiligen Männer. Lieber ein intensives, empfindungsreiches Leben am Abgrund, als ein ängstliches Verharren auf stets der gleichen Stufe. (Schön wär's ja...) Almodóvars Schlachten am Buffet der Emotionen sind hier gelassener und weniger schrill, können auf provozierende Exzesse à la "Kika" gut verzichten, ohne dabei an Dramatik oder gar Unterhaltungswert einzubüßen, zumal sich der Mann solch tolle Showeinlagen wie etwa den Flamenco zu Miles Davis nach wie vor nicht versagt, und gerade das macht seine Filme ja aus. Genau wie er lassen auch die großartigen Hauptdarsteller ihr Engagement und ihre solidarische Liebe zu den Figuren durchblicken, weswegen dies für mich einer der sympathischsten und bislang besten Filme des spanischen Vorzeigeregisseurs ist. (20.3.)