"Mulholland Falls" (Nach eigenen Regeln) von Lee Tamahori. USA, 1996. Nick Nolte, Melanie Griffith, Chazz Palminteri, Michael Madsen, Chris Penn, Treat Williams, John Malkovich, Jennifer Connelly, Bruce Dern

Mister Tamahori hat in Neuseeland einen zu Recht vielbeachteten Film gemacht, und hätte sicherlich noch viel für die lokale Filmwirtschaft tun können, aber nein, er mußte wie so viele seiner Kollegen von Down Under nach Hollywood. Dort ist er unweigerlich nur einer von ganz vielen, wie man auch an diesem Film sehen kann, den nun wirklich jeder hätte machen können. Und dann schwärmen sie alle (auch z.B. die Deutschen) von der großen Herausforderung, vom Budget, den Stars und der ach so glorreichen Freiheit im Unterschied zum Mief und der Enge Zuhause. Na Klasse, und was kommt dabei heraus? Gesichtslose Dutzendware, gekonnt inszenierte Routine ohne Persönlichkeit, reiner Mainstream ohne Ecken und Risiko.

 

Faszinierend ist hier allein die Stadt L.A. als Kulisse für die Geschichte von vier Cops in den frühen 50ern, die eine Sondereinheit mit besonderen Methoden zur Verbrechensbekämpfung gebildet haben, und in Schwierigkeiten geraten, als sie skandalösen Atomtests in der Wüste auf die Spur kommen. Los Angeles ist die Stadt von Hammett, Chandler, Ellroy, von Hollywood Babylon, von Charlie Manson und Chinatown, von Drogen, Sex, Politik und Gewalt, von flimmernd weißen Boulevards und den Canyons und zerklüfteten Bergen drumherum. Schillernd und morbide, monströs und lockend, irgendwie mythisch eben. Den Fortgang der Story kann man sich nach einer halben Stunde ganz gut vorstellen, es geht auch eigentlich eher um den Umgang mit vertrauten Genreelementen, mit Zitaten, Motiven und Stimmungen. Das ist Tamahori unterm Strich nicht mal schlecht geglückt, aber Filme wie diesen gibt es schon in reicher Anzahl, und ein paar sind halt immer besser, und deshalb denkt man sich, daß der hier eigentlich etwas überflüssig ist. Nick Nolte darf einen ordentlich gebrochenen, in allerlei Schuld verstrickten Mann à la Ellroy spielen, seine drei Buddies, von denen natürlich einer sterben muß, stehen blaß und brav daneben, es gibt einige hübsch eruptive Gewaltakzente, eine atemberaubend willige Brünette aus Silikon Valley, die Armee als grimmigen und zu allem bereiten Staat im Staate und einen Malkovich, der als das personifizierte, aber diesmal an sich selbst sterbende Böse allerlei darwinistischen Unsinn über Menschenopfer im Dienste des Überlebens von sich geben kann. Wenn man sowas abends mal im TV sieht, wird man nicht gleich abschalten, aber ins Kino, wohin mich der Name Tamahoris gelockt hat, hätte ich deswegen auch nicht unbedingt gehen sollen. (18.10.)