"Panther" (#) von Mario van Peebles. USA, 1995. Kadeem Hardison, Marcus Chong, Courtney B. Vance, Joe Don Baker, James Russo

Politisches Actionkino über eine Phase, da God's Own Country dem Heiland vermutlich näher war, denn je zuvor: In Südostasien bekämpften die Boys alles, was Charlie hieß und Schlitzaugen hatte und an der Heimatfront ging die Staatsmacht nicht minder entschlossen gegen alles vor, was ihr ein Dorn im Auge war: Linke, schwule, kommunistische Drückeberger, Hippies, Kriegsgegner und anderes Geschmeiß. Und natürlich gegen Schwarze, aber das war ja nichts neues. In den Ghettos der Großstädte brennt es. Aufgestachelt durch die milden, Gewaltlosigkeit predigenden aber gleichwohl entschiedenen Worte Luther Kings und die heiße Propaganda des Malcolm X treten die Schwarzen mehr denn je für ihre Rechte und gegen Rassismus ein. In Oakland bei San Francisco wird 1967 die Black Panther Party for Self-Defence gegründet, weil der Polizeiterror unerträglich wird. Ein radikaler Ableger von Black Power: Man bewaffnet sich, tritt paramilitärisch auf, skandiert Losungen wie 'Power to the People' und geht aggressiv wie nie zuvor gegen die Weißen vor. Nach einigen Richtungskämpfen innerhalb der Bewegung konsolidiert sich die Gruppe, gewinnt an Einfluß und an Mitgliedern und wächst innerhalb kürzester Zeit zum Staatsfeind Nummer eins heran. Das FBI greift ein und bringt den üblichen Maßnahmenkatalog mit: Bespitzelung, Gewalt, Verunglimpfung, und als alles nichts hilft, sondern im Gegenteil dem Ansehen der Panthers eher zuträglich ist, bedient man sich eines perfiden Pushers, um harte Drogen in die Ghettos zu pumpen. Der erste Versuch scheitert zwar, doch auf die Dauer ist er doch erfolgreich, so sieht es der Erzähler jedenfalls in der Rückschau 1995. Dies ist natürlich eine recht merkwürdige These, oder sie ist jedenfalls unglücklich formuliert, denn man könnte annehmen, daß allein das FBI für die Verhundertfachung der Drogensüchtigen in den USA verantwortlich ist, oder zumindest einen Großteil der Schuld trägt. Bei aller berechtigten Empörung über die kriminellen Machenschaften von Hoover und Co. doch eine gewagte Behauptung. Van Peebles sortiert Einzelschicksale um die beiden Panther-Führer Huey Newton und Bobby Seale aus, erzählt die Geschichte von innen, aus dem Ghetto, aus dem Umfeld der Bürgerrechtler, Vietnamvets, Dealer ihrer Familien. Es geht von Beginn an voll zur Sache, der Film ist schnell, bunt, laut, temperamentvoll, aufgeheizt durch Soul, Rap, Stakkatoschnitte, heiße Parolen und das Pathos der Kämpfer, die sich ganz ihrer Sache hingeben. Van Peebles stellt sich ohne Wenn und Aber auf ihre Seite und scheint selbst mit filmischen Mitteln den Kampf der Black Power-Bewegung fortführen zu wollen. Moderne Agitprop mit unmißverständlichen Stellungnahmen und hundertprozentiger Sympathie. Unweigerlich gerät das hier und da mal zu feierlich, zu pathetisch, zu naiv oder etwas zu geschwätzig, aber die Kraft der Inszenierung und die Faszination des Themas machen das jedes Mal wieder wett. Van Peebles zeigt, daß die Organisation immer wieder von innen bedroht ist, durch die eigenen Leute, aber daß sie diese Krisen jeweils meistern kann, wenn auch manchmal nur mit Gewalt. Hilflos wird sie nur angesichts der brutalen Willkür der weißen Autoritäten, die vor keinem Mittel Halt machen, um die verhaßten Schwarzen dorthin zurückzudrängen, wohin sie ihrer Meinung nach gehören. In solch einem Kontext ist eine ausgewogene, objektive und sauber differenzierte Darstellung auch gar nicht gefragt, hier will man Gefühle spüren, will den Zorn, die Ohnmacht und den Kampfeswillen, und all das spürt man hier. In dieser Hinsicht ein absolut adäquater Film, wenn man, wie ich, so etwas zumindest ab und zu mal gerne sieht. (3.7.)