"Sexy Sadie" von Matthias Glasner. BRD, 1996. Jürgen Vogel, Corinna Harfouch, Thomas Heinze, Richy Müller, Andreja Schneider, Stephanie Philipp, Gerd Wameling
Edgar ist raus - eine Nachricht, die für Aufruhr und ein jäh florierendes Geschäft im Berliner Waffenhandel sorgt. Es gibt viele, die mit Edgar noch eine Rechnung offen haben, denn Edgar ist ein sadistischer Massenmörder. Nun ist er todkrank und macht sich zusammen mit der Gefängnisärztin auf die letzte Fahrt. Nachdem alle fälligen Konfrontationen ausgestanden sind und Edgar sich die Kugel geben will, hat die Begleiterin eine kleine Überraschung parat: Edgar ist gar nicht krank, sie hat ihn lediglich durch Medikamente manipuliert, ihm schmerzhafte Anfälle zugefügt und ihn an einen bösartigen Tumor glauben lassen. Dennoch hält er an seinem Selbstmordplan fest, was sie dann achselzuckend für ihn erledigt.
Eine reichlich unausgegorene, mit dunkler Schwarzweißfotografie und balladenhaftem Großstadtjazz auf Kunst getrimmte Mixtur aus Kaurismäkis trister Einsilbigkeit und Tarantinos Splatterhumor. Die mörderischen Rituale der Rache, die Klischees des Gangsterfilmgenres werden abgerufen und hier und da treffend grotesk parodiert, doch unnötige Geschmacklosigkeiten und mitunter quälend langweilig gestaltete Szenen verderben den Spaß mit schönster Regelmäßigkeit. In der Figurenzeichnung orientiert Glasner sich an amerikanischen Mustern: Man zeigt die Leute nur noch, wie sie sind und läßt die Frage, wie sie so werden konnten, dezent offen. Pech dabei ist nur, daß alle möglichen Themen aus psychologischen Bereichen halb angeschnitten in den Brei gerührt werden und somit keinen ernsthaft interessieren können. Man läßt das finstere Geschehen mehr oder weniger über sich ergehen, zum Mitdenken oder sonstigen Aktivitäten besteht eigentlich kein Anlaß. Corinna Harfouch ist eine Schauspielerin mit Witz und Stil, zu schade also für das hier. Jürgen Vogel posiert als neuer Klaus Kinski, was er besser vergessen sollte, und andere Bekanntheiten des neueren deutschen Films präsentieren uns knallige, aber leider nur selten wirklich komische Kurzauftritte. Ich bin enttäuscht über dieses Machwerk, das sich eben auch nicht als Alternative zu der totgerittenen Komödienproduktion empfiehlt. (25.9.)