"Beautiful Thing" (#) von Hettie McDonald. England, 1996. Glen Barry, Scott Neal, Tameka Empson, Linda Henry, Ben Daniels

Thamesmead oder so ähnlich heißt das Ghetto im Süden Londons, das Schauplatz dieser flotten Geschichte ist. Es geht ums Schwulsein und darum, dazu zu stehen. Jamie tut's als erster, doch es kostet ihn einige Anstrengungen, auch seinen Freund Set davon zu überzeugen. Beide sind Teenies und leben in einer Umwelt, die Homos nicht gerade freundschaftlich gesonnen ist. Prügelnde und saufende Väter, neugierige, bigotte Nachbarn oder der ganz alltägliche Machoton an der Schule schaffen nicht gerade ein offenes, tolerantes und sogenannten Minderheiten gegenüber aufgeschlossenes Klima. Auch Jamies Mutter Sandra hat am Anfang so ihre Probleme mit ihrem Filius. Sie erzieht allein, gehört zu den eher grelleren Frauen, die aber, wie man so sagt, das Herz am rechten Fleck haben, soll heißen, sie sagt gerade heraus, was sie denkt und nimmt keine besonderen Rücksichten auf Tonfall und gute Sitten, aber wenn es hart auf hart geht, zeigt sie sich rückhaltlos solidarisch mit den beiden Jungs, die letztlich doch den Mut finden, ihre Liebe öffentlich zu bekunden, und die damit dann doch auf überraschende Zustimmung stoßen.

 

Der Film geht locker und leicht voran, unterhält mit witzigen Sprüchen, verrückten Typen, und treffenden Milieubeschreibungen, ist schnell und schnörkellos inszeniert und lehnt sich allgemein an die frühen Filme von Stephen Frears an, in denen es ja auch um Sex und Gesellschaft geht. Man sieht hier eigentlich nichts, was man nicht schon vorher wußte, erhält keine neuen Einblicke ins britische Klassenleben oder dergleichen, aber wahrscheinlich braucht man all dies auch gar nicht, denn es geht zunächst um gute Unterhaltung, die dann mit der passenden Botschaft verknüpft wird. Und wenn die dann noch so unaufdringlich und mit so viel Spaß und guten Schauspielern rüberkommt, dann soll es mich auch nicht kratzen, daß ich das meiste so oder so ähnlich schon mal vorher gesehen habe, denn es gibt ja bekanntlich Dinge, die sieht man immer wieder gern, gelt? (10.1.)