"Così" (#) von Mark Joffe. Australien, 1995. Ben Mendelson, Barry Otto, Toni Colette, Rachel Griffiths, Pamela Rabe, Colin Friels
Immer wenn die Leute von Down Under Filme über Sonderlinge, Außenseiter, skurrile Figuren machen, kommt garantiert etwas ganz Besonderes dabei heraus. Werke wie "Ein Engel an meiner Tafel", "Sweetie", "Angel Baby", "Muriel's Hochzeit", "Heavenly Creatures" oder in bescheidenerem Rahmen "Shine" deuten auf eine merkwürdige Vorliebe für ausgefallene Themen in einer ganz bestimmten Richtung an, die dann allerdings stets auf höchst sensible Weise umgesetzt wurde. "Così" paßt nahtlos in diese Reihe, ein Film zwischen Lachen und Weinen, ein Film der reinen Gefühle, der es trotz allem schafft, nicht auf Kosten der vorgestellten Menschen zu gehen und auch nicht in banalen Hollywoodkitsch abzustürzen. Die Geschichte kennt man schon: Ein junger Mann will mit einer Gruppe von Anstaltsinsassen die Mozartoper "Così fan tutte" einstudieren, und nun wird halt vorgeführt, welche Hindernisse und Probleme dieses Unterfangen mit sich bringt, bevor es zu einem glücklichen Ende führt. Keine Frage, es gibt vielschichtigere, subtilere Filme über sogenannte Geistesgestörte, aber es kommt ja immer auch darauf an, wie man nun im einzelnen Problembewußtsein wecken möchte. Hier läuft es eben vor allem über den Humor, der die Leute aber nicht zu niedlichen Freaks degradiert, sondern es uns im Gegenteil ermöglicht, uns ihnen zu nähern, Vorurteile und Scheu abzulegen. Natürlich sind diese Operndarsteller etwas anders als die anderen, doch ihre Andersartigkeit wird so lässig, selbstverständlich und dabei so gefühlvoll präsentiert, daß man nicht sensationslüstern auf den Bildschirm starrt, sondern sich nach und nach so daran gewöhnt, daß ein viel unbefangenerer, freierer Umgang entsteht. Außerdem ist der Film wirklich sehr sehr witzig und dabei doch frei von jenen vermeintlich provokanten Geschmacklosigkeiten, mit denen die Filmemacher sonst ganz gern operieren, um eigene Unsicherheiten und Verklemmungen zu überdecken. Es ist dies einfach eine wunderschöne Komödie über eine Handvoll Leute, die gegen sich selbst und die widrigen Umstände ankämpfen, um eine Mozartaufführung zustande zu kriegen. Daß bei alledem doch so einiges über "Behinderte" und "Normale" gesagt wird, gehört zu den zusätzlichen Qualitäten des Films, der dazu dann noch großartig gespielt ist. Klassekino vom fünften Kontinent, für den ich jeden Amischmus über dieses Thema links liegen lassen würde. (10.6.)