"Encore" (Encore - immer wieder die Frauen...) von Pascal Bonitzer. Frankreich, 1996. Jackie Berroyer, Valeria Bruni-Tedeschi, Natacha Régnier, Laurence Cote, Hélène Fillières

Monsieur Bonitzer hat für Leute wie Téchiné oder Rivette großartige Kinofilme geschrieben, aber das hat leider nichts damit zu tun, daß er selbst auch als Regisseur überzeugen kann. Das ist nämlich ganz und gar nicht der Fall, im Gegenteil. Sein Debut, die Geschichte eines Psychologieprofessors, der sich nicht für eine Frau entscheiden kann und von einer Krise in die nächste hastet, läßt auf der ganzen Linie jenen Touch vermissen, den die Franzosen normalerweise in solchen Fällen an den Tag legen. Die ganze Zeit über wird nur palavert, aber das ist ja an sich nichts Schlimmes, wenn man daran denkt, was der Spezialist Rohmer daraus gemacht hat. Leider wurde Bonitzer frühzeitig von der Inspiration verlassen, und so ziehen sich die verschiedenen Konstellationen und Konfrontationen schier endlos dahin und lassen den Zuschauer bis zum Ende vergeblich auf Höhepunkte oder Geistesblitze warten. Das große Manko liegt hier darin, daß es Bonitzer überhaupt nicht geschafft hat, uns für irgendeine der zahlreichen (und oft sehr abrupt eingeführten) Figuren zu interessieren. Die bleiben blutarm, blaß, langweilig ganz einfach, so wie Abel, unser Held in Nöten, der so komplett uncharismatisch und unrealistisch angelegt ist, daß man sich nach allerkürzester Zeit zu fragen beginnt, warum um alles in der Welt ein Autor so einen Typen in den Mittelpunkt eines ganzen langen Filmes stellen könnte. So geht es uns mehr oder weniger mit allen anderen Leuten auch, weshalb der Film also gerade dort scheitert, wo seine Stärken liegen müßten. Rohmer hat seinen Charme oft genug aus amateurhaft anmutenden, improvisierten Darstellungen gewonnen. Auch Bonitzer versucht es gelegentlich mit dieser Taktik, doch er versagt auch da, weil er diese Masche nicht durchhält, sondern dann auch wieder professionelle und sehr gute Schauspieler einsetzt, gegen die die anderen dann umso peinlicher wirken müssen. Es wäre müßig, sich noch lange über Mängel im Detail auszulassen. Fakt bleibt, daß der Film für mich auf der ganzen Linie mißglückt ist, was zeigt, wie schwer die Kunst des scheinbar Belanglosen doch ist, und daß man Leute wie Rohmer um Himmels Willen nicht geringschätzen sollte. (30.7.)