"Fräulein Smillas Gespür für Schnee" von Bille August. BRD/ Dänemark/Schweden, 1996. Julia Ormond, Gabriel Byrne, Richard Harris, Jürgen Vogel, Mario Adorf, Vanessa Redgrave
Die Herren August und Eichinger taten, was sie offensichtlich tun mußten, um aus Peter Hœgs aufwendigem, teilweise brillanten und teilweise auch übermäßig konstruierten Roman einen kassenkompatiblen Film zu machen. Sie strafften und rafften und kürzten und glätteten und fabrizierten einen durchaus professionellen Unterhaltungsfilm, einen Krimi mit ungewöhnlichen Handlungsorten (Kopenhagen, Grönland) und einigen ungewöhnlichen Charakteren. Zwei Stunden dauert der Film und dennoch schafft er nicht viel mehr, als die Aktionshöhepunkte zusammenzutragen und aneinanderzureihen, wobei sich August einer für ihn unüblichen Eile befleißigt und die Story teilweise fast hastig vorantreibt. Daß dabei die Tiefe, Originalität und vor allem die Fabulier- und Erzähllust des Romans fast gänzlich auf der Strecke bleiben, leuchtet irgendwie ein. Ganz anders als Augusts hervorragenden früheren Filmen aus Dänemark und Schweden fehlt diesem ein eigener Stil, ein eigenes Gefühl, er ist glatt, sauber, technisch bis auf einige sehr platte Computertricks annehmbar und darstellerisch auch, wenn man vielleicht billigend akzeptiert, daß es schwierig ist, für die Smilla eine geeignete Darstellerin zu finden. Julia Ormond hat sicherlich Charme und Grazie, aber paßt rein physisch kaum zu der Vorstellung, die man sich als Leser von dieser Frau macht. Prominente Stars werden in Kleinstrollen gepfercht, die noch im Buch viel mehr Raum hatten, und Hœgs detailbesessene Auskünfte über Schnee und das Leben in Grönland werden vollständig eliminiert. Wer das Buch kennt, wird sicherlich etwas enttäuscht sein, wenn man auch eingestehen muß, daß es kaum anders zu machen was, jedenfalls nicht im Rahmen eines kommerziellen Projektes. Wer das Buch nicht kennt, wird wahrscheinlich von solider Unterhaltung sprechen, und damit sicherlich Recht haben. (21.3.)