"Girls Town" (#) von Jim McKay. USA, 1996. Lily Taylor, Bruklin Harris, Anna Grace

Girls Town ist irgendeine amerikanische Durchschnittsstadt, in der vier Freundinnen zur Schule gehen, abhängen, sich irgendwo am Drugstore treffen und die meiste Zeit mit Quatschen zubringen. Ihre Ambitionen sind eher unterschiedlich: Die eine will zum College, die andere hat schon ein Kind und ist ansonsten weniger ehrgeizig, wieder eine andere hat künstlerischen Ehrgeiz undsoweiter. Dann begeht eine der vier Selbstmord und erschüttert das Weltbild der übrigen gehörig. Sie erfahren, daß ihre Freundin vergewaltigt wurde, und plötzlich gesteht eine andere von ihnen, daß ihr das selbe widerfahren ist. Warum, so fragen die anderen, haben die beiden nicht darüber geredet? Was wissen wir denn überhaupt voneinander? Waren wir wirklich echt befreundet, oder hat jene ihre tiefsten Ängste und Sehnsüchte verborgen gehalten? Jedenfalls erkennen die drei die Notwendigkeit zum Handeln. Den Vergewaltigern wird der Kampf angesagt, man wächst enger zusammen und beschließt, das Leben jetzt richtig anzugehen.

 

Eine lockere, kurzweilig-amüsante Studie über Gruppendynamik, vorangetrieben vom coolen Jazz Hip Hop Gurus und einer Erzählweise, die ganz dem modernen Rhythmus angepaßt ist. Witz und Betroffenheit mischen sich in den Szenen, wilde Wut auf die Aggressivität der Männerwelt, aber auch Unsicherheit über die eigenen Lebensperspektiven und die Art und Weise, mit anderen zusammenzuleben, oder lieber nicht. Die interessantesten Szenen drehen sich eben darum, wie Freundschaft aussehen kann, welches Bild die drei voneinander hatten und wie sie nun mit Entsetzen oder auch Enttäuschung reagieren, als sie feststellen, daß jede von ihnen ein Leben ganz für sich gelebt und die anderen bewußt nicht einbezogen hat. Alles übrige ist wie gesagt unterhaltsam gestaltet, aber auch nicht unbedingt neu oder besonders originell. Gerade der Markt der sogenannten unabhängigen Filme ist voller solcher kleinen Alltagsfilme, die sich höchst angenehm vom Hollywoodmainstream abheben, aber dann und wann auch eine gewisse Eintönigkeit entwickeln, zumal wenn lässiges Dahindriften mit fehlender Dramaturgie verwechselt wird. So geschieht es auch hier von Zeit zu Zeit, aber letztlich tragen die gut gelaunten Darsteller und ein paar witzige Einfälle zu einem doch ganz positiven Gesamteindruck bei. (18.3.)