"Love etc." (#) von Marion Vernoux. Frankreich, 1996. Charlotte Gainsbourg, Yvan Attal, Charles Berling
Zwei Freunde und eine Frau und was so alles daraus werden kann, wie man weiß. Der eine ist ein Frauenheld, der andere schüchtern. Der Schüchterne kriegt die Frau, aber der andere will sie auch. Er läßt nicht locker, bis sich doch so etwas wie eine Affäre entspinnt, und spätestens da ist die bislang so schöne Dreiecksgeschichte gesprengt. Der Schüchterne läßt seinen Frust in einer großen Szene raus und die Wege trennen sich. Aber nach der Jahrtausendwende trifft man sich verabredungsgemäß in Boulogne-sur-mer wieder (tauchte dies Kaff in diesem Jahr nicht schon mal irgendwo auf?) und stellt fest, wo Distanz ist und wo noch Vertrautheit.
Eine alles in allem recht absehbare Liebesgeschichte, die durch den Charme der drei Hauptdarsteller besticht, aber nicht in jeder Phase den leichten, unverkrampften Ton der ersten Stunde beibehalten kann. Als das Mißtrauen zwischen den Freunden und der Frau wächst, als sie fast gegen ihren Willen anfängt, zu lügen und zu hintergehen, schleicht sich auch in den Erzählton eine gewisse Tristesse ein, die nicht nötig gewesen wäre, und die bis zum Schluß nicht mehr überwunden wird. Das etwas befremdliche Zukunftsnachspiel entfernt die drei Personen zudem eher vom Zuschauer und ist deshalb unnötig, zumal uns die drei bis dorthin jeweils doch recht nahe gebracht worden waren. Der spröde, scheinbar bewußt etwas roh und unbehauen gehaltene Stil ist modern und aktuellen Sehgewohnheiten angepaßt, ohne dabei bieder und spekulativ zu wirken, er bleibt individuell und dem Thema angemessen. Demzufolge ist er vollkommen auf die drei Menschen konzentriert und spart alles übrige fast völlig aus. Milieu, Umfeld, Alltagsgeschehen werden schemenhaft angedeutet, auf notwendige Informationen beschränkt und eher elliptisch am Rande eingeflochten. Solange man als Zuschauer davon gefesselt wird, weiß der Film zu gefallen und durch Originalität und Eigenwilligkeit zu überzeugen, obwohl er nichts neues zu sagen und zu zeigen hat. Längen im Drehbuch hingegen bekommen solchen Geschichten meistens schlecht, weil das Erzähltempo normalerweise recht flott und knapp gehalten ist. So gesehen hinterläßt die ganze Sache letztlich einen leicht inkonsequenten Eindruck, was schade ist, da ich mich besonders auf ein Wiedersehen mit Charlotte Gainsbourg gefreut hatte, die ich ja aus den beiden hinreißenden Filmen "Die kleine Diebin" und "Das freche Mädchen" in allerbester Erinnerung habe. (31.5.)