"Ridicule" (#) von Patrice Leconte. Frankreich, 1996. Charles Berling, Fanny Ardant, Judith Godrèche, Bernard Giraudeau, Jean Rochefort

Ein Mann vom Lande will die heimische Fiebergegend entwässern, um dem Elend seiner Mitmenschen ein Ende zu bereiten. Zu diesem Zwecke wendet er sich an den königlichen Hof, um dort Gehör, Hilfe und vor allem Sponsoren zu finden. Leider hat er das Pech, im achtzehnten Jahrhundert zu Zeiten Louis XVI. leben zu müssen, und somit sieht er sich mit einer großen Schar gepuderter Gecken konfrontiert, deren einziger Lebenszweck im Austausch belangloser Bonmots und im gegenseitigen Entblößen und Demütigen liegt, und die natürlich überhaupt kein Interesse an idealistischen Landeiern mit irgendwelchen abseitigen Anliegen haben. Letztlich scheitert der Gute denn auch, aber es gibt doch noch Gerechtigkeit: Er kriegt das Mädchen, geht mit ihr zurück nach Hause, legt tatsächlich die Sümpfe trocken, und darf sich auch noch darüber freuen, daß die eitle Hofschar kurze Zeit später von Liberté, Egalité und Fraternité hinweggefegt wurde.

 

Ein sehr kurzweilig und amüsant erzählter Reigen aus zumeist trefflich pointierten, spöttischen Szenen, schönen Bildern und allerlei schauspielerischen Kabinettstückchen, insgesamt angetan, kultivierte und geistreiche Unterhaltung zu spenden. Lecontes satirische Spitzen gegen die Etikette, die Kälte und das hohle Gebaren bei Hof dürften nur den ewig Gestrigen wehtun, die sich aus unerfindlichen Gründen noch an monarchischen Idealen festklammern. Alle übrigen werden ihren Spaß haben, egal worum es eigentlich geht. Am Schluß darf unser Held einen flammenden Appell an die Hartherzigkeit der großen Gesellschaft richten und hoch erhobenen Hauptes von dannen ziehen. Er zeugt dabei zwar von wenig Esprit, und dürfte die Perückenträger herzlich gelangweilt haben, aber er transportiert wenigstens so etwas wie eine Botschaft. Aber auch ohne die wäre der unentwegte Austausch genüßlich gemeiner Bosheiten anregend und komisch genug. So komisch, daß man erst nachher auf die Idee kommt, sich zu fragen, wie so ein im Grunde eher naiver Typ vom Lande gleichzeitig über soviel Schlagfertigkeit und Geistesgegenwart verfügen kann, um den spitzesten Zungen bei Hof locker Paroli zu bieten. Eine kleine Ungereimtheit sicherlich, aber was soll's, wenn der Rest so gut zusammenpaßt und so leicht und sicher inszeniert wurde wie hier, so wie es halt am besten die Franzosen können. (16.4.)