"Snakes and Ladders" (#) von Trish McAdam. Irland/BRD/England, 1995. Pom Boyd, Gena Moxley, Sean Hughes, Paudge Behan, Pierce Turner

Auch in Dublin Fair City gibt es sie also, die sprichwörtlichen Beziehungskisten, ohne die unser nationales Kino nicht existent wäre. Die irische Variante unterscheidet sich dabei von der deutschen kaum, was doch eine kleine Enttäuschung für mich ist. Ein Mann kniet in einer Pißlache und macht einer Frau einen Antrag. Die ist so überrumpelt, daß sie erstmal ja sagt, rückt dann aber langsam wieder von ihrer Zusage ab. Sie hat eine Affäre mit einem anderen, ihr Verlobter hat was mit ihrer Mitbewohnerin. Am Ende finden die beiden zwar wieder zusammen, aber ihre einst beste Freundin hat ein Kind im Arm, dessen Vater sie partout nicht preisgeben will...

 

All dies spielt sich im Bohèmemilieu zwischen Pubbands und Varieténummern ab, wird zusätzlich angereichert durch Pierce Turners schöne Musik und die flotte Frau Mama der Umworbenen, die mit einem Klub älterer Damen allerhand Aktivitäten entfaltet und sich außerdem wo und wann es geht ins Leben ihrer Tochter einmischt. Für den Film sprechen die sehr hübschen, sympathischen und guten Schauspieler und natürlich der spezifische Charme des irischen Englisch, auch wenn es nicht mehr die gleiche Qualität hat wie zur Glanzzeit der irischen Literatur und des irischen Theaters. Gegen den Film spricht nur leider, daß absolut nichts Neues oder Überraschendes geschieht. All die kleinen netten Episödchen um die Libido, die Treue, die Schwärmerei, den Betrug, die WG, die Versöhnung und dergleichen kann man heutzutage dutzendfach sehen und zwar nicht einmal unbedingt banaler oder weniger originell. Die Irrungen und Wirrungen junger, temperamentvoller Leute mit beneidenswertem Lebensgefühl sind immer wieder eine erfolgversprechende Geschichte wert, und auch dieses Mal wird man, sofern man seine Ansprüche in Grenzen gehalten hat, anständig unterhalten. Aber ich für meinen Teil möchte sowas nicht mehr so oft im Kino sehen, denn irgendwann sage ich mir dann doch, naja, das kannst du fast jeden Tag auch zuhause in der Glotze haben, und eigentlich willst du für dein Geld ja doch noch ein bisserl was anderes geboten bekommen. (9.1.)