"Tieta do Agreste" (Tieta do Brasil) von Carlos Diegues. Brasilien, 1996. Sonia Braga, Marikia Pera, Claudia Abreu, Chico Anysio, Zezé Motta, Heitor Martinez
Tieta, ihres Zeichens erfolgreiche Puffmutter in Sao Paulo, kehrt nach langen Jahren zurück in ihren Heimatort Agreste, zurück zu ihrer Familie, die sie einst ob ihres lockeren Liebeslebens in Schimpf und Schande verstieß. Nunmehr kein Provinzmädchen mehr, sondern eine mondäne, selbstbewußte und vor allem heiß begehrte Erscheinung, im Schlepptau ein schönes junges Mädchen in Schwierigkeiten. Logisch, daß der heftige Zusammenprall zweier Welten zu allerlei Aufruhr und Chaos führt, und als auch noch die Lokalpolitik ins Spiel kommt, bedarf es schon besonderer Methoden, um aus dem Durcheinander heil herauszukommen.
Brasilianische Folklore, frei nach Jorge Amado, dem prominentesten Vertreter der Gattung. Bunt, laut, hitzig, hektisch, grell, derb (statt erotisch), burlesk, und der Samba hört sowieso nie auf. Sonia Bragas Brüste drohen jede Minute aus dem Kleid zu hüpfen, ihre Energie ist beeindruckend, die Bilder bestechen durch Farbe und Rhythmus (man merkt also, daß der Regisseur echt was draufhat), und ein paar spöttische Hiebe gegen die Bigotterie der Landleute entlocken dem Zuschauer gelegentlich fast widerwillige Lacher. Ich hingegen stelle fest, daß mich derlei Volkskunst wenig bis überhaupt nicht interessiert, und da sich der Film über satte zwei Stunden hinzieht, war es mir unmöglich, meine Aufmerksamkeit auch nur halbwegs konstant zu erhalten. Nix Tolles aus Südamerika - da habe ich schon weitaus Besseres aus der Gegend gesehen. (13.8.)