"Bin ich schön?" von Doris Dörrie. BRD, 1998. Franka Potente, Anica Dobra, Steffen Wink, Senta Berger, Gottfried John, Nina Petri, Joachim Król, Iris Berben, Heike Makatsch, Maria Schrader, Otto Sander, Uwe Ochsenknecht, Susanne von Borsordy, Oliver Nägele, Dietmar Schönherr, Gisela Schneeberger
Ein langer, verknäulter Lebensreigen zwischen München und Spanien, wo sich viele Deutsche in unterschiedlichen Konstellationen treffen. Viele von ihnen kommen schließlich auf einer Hochzeit zusammen, sind verwandt oder bekannt, oder irren noch immer im fernen Urlaubsland umher. Manche dieser Geschichten sind überaus flüssig und geschickt miteinander vertäut, andere wieder eher plump, manche Personen werden elegant aufgefangen, andere einfach aus dem Bild fallen gelassen, aber so ist überhaupt dieser ganze Film, mit dem sich Doris Dörrie dennoch als eine der wenigen intelligenten und unabhängigen teutschen Filmkünstler etabliert. Nach einigen platten Lachklamotten, zwei ebenso interessanten wie originellen Filmen nun eine Verfilmung eigener Kurzgeschichten, guter und weniger guter. Es geht um das Leben allgemein, um Liebe, Tod, Verlust, Angst, Einsamkeit, Hoffnung, Trauer, Streit, Lüge, kurz um alles, was man sich im großen und ganzen nur denken kann. Diese wahnwitzige Palette gleichmäßig überzeugend in einen einzigen Zweistundenfilm zu packen, ist von vornherein ein fast aussichtsloses Vorhaben, und so gerät der Dörrie so manches platt, langatmig, holprig und manchmal auch ungewohnt geschwätzig und sentimental à la von Trotta oder so. Aber es gibt auch starke Momente, poetische, überzeugende, sehr dichte und eindringliche, witzige, berührende, zärtliche, dann auch wieder groteske und befreiende. Eine Achterbahnfahrt, mal dicht dran am Leben, dann wieder komödiantisch verzerrt und gegen Schluß, wenn Senta Berger mehr oder weniger das Kommando übernimmt, ohne den rechten Pep. Das fantastische Prominentengeschwader sorgt für einige Delikatessen, und gerade hier demonstriert Dörrie ihre Kunst, denn selten sieht man diese ganzen Leute so entspannt und natürlich agieren. Also, wie man sieht, spricht einiges gegen diesen Film, aber mehr doch dafür, manchmal ist er eben doch sehr deutsch und schwer, und eine Sekunde später wieder mediterran elegant und locker. Natürlich hätte er mir besser gefallen können, aber so wie er ist, ist er immer noch anregender, als neunzig Prozent des restlichen nationalen Filmschaffens dieses Jahres. (21.10.)