"Brigands, Chapitre VII"  (Briganten) von Otar Iosseliani. Frankreich/Georgien, 1996. Amiran Amiranachvili, Dato Gogibedachvili, Guio Tzintstaze

Ein historisch-philosophisches Mosaik aus mehreren Jahrhunderten, gesplittet in mehr oder weniger drei Episoden: Ein König irgendwann im Mittelalter, eine Geschichte aus frühkommunistischer Zeit, vermutlich den Zwanzigern, und ein Bürgerkrieg im Hier und jetzt, gefolgt von einem kurzen Epilog im Pariser Exil. Es geht um religiöse Verfolgung, um ideologische Verfolgung, um ethnische Verfolgung, um Folter, Haß, Verrat, Tyrannei. Es geht vor allem darum, daß sich im Laufe der Menschheitsgeschichte nichts oder fast nichts ändert. Im Geiste bleibt alles beim alten, nur die Mittel und Wege der Zerstörung und Kriegsführung modernisieren sich. Die Symptome der Intoleranz mögen oberflächlich neue Gesichter zeigen, im Kern regiert die gleiche Gesinnung, die gleiche Aggression gegen Andersartige, gleich in welchem Kontext. Hinter dieser Aggressionen stecken Angst, Ignoranz, Herrschsucht, damals wie heute. Selbst die Exilanten, geteilt in zwei Klassen, befehden sich noch gegenseitig, tragen ihre heimischen Konflikte in fremden Ländern aus, oder träumen melancholisch von der Heimat und stimmen schwermütige Gesänge an.

 

So wie sie wechselt auch Iosseliani häufiger mal die Tonart. Mal formuliert er sein Anliegen als bissige Politfarce mit rabenschwarzem Humor, mal als menschliche Komödie mit bitterem Beigeschmack, mal als typisch russische Elegie. Die kreislaufartigen Bewegungen und Wiederholungen der Zeitläufte, die Unausweichlichkeit mancher Entwicklungen und die offensichtliche Weigerung und Unfähigkeit der Menschen, aus ihrer Vergangenheit zu lernen, werden mit eher trügerischer Leichtigkeit und Eleganz vorgeführt. Iosselianis Personen, die ewigen Briganten, Räuber, Soldaten, sprechen kaum, machen wenig Worte, handeln oft wie Marionetten einer abstrakten Macht, die sie in immer neue Kriege und Konflikte und Krisen zu treiben scheint, entgegen aller Vernunft und aller Erfahrungen aus der Geschichte. Indem er die Hauptpersonen aus den verschiedenen Epochen mit den gleichen Schauspielern besetzt, unterstreicht er die Konstanten, die Parallelen, die Entsprechungen, kommentiert er mit einem weinenden und einem lachenden Auge das menschliche Los, das weitgehend darin zu bestehen scheint, sich und andere systematisch und mit unerschöpflicher Energie zu zerstören. Keine leichte Kinokost ist das - vielschichtig, vieldeutig, eigenwillig. Fast schon eine Überforderung, wenn man langsam aber sicher vom ewigen Nullachtfünfzehnkram abgestumpft ist. (4.8.)