"The man in the iron mask" (Der Mann in der eisernen Maske) von Randall Wallace. USA, 1997. Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich, Gerard Depardieu, Judith Godrèche, Anne Parillaud

Ein alter Musketierroman von Dumas, mehrmals schon auf der Leinwand bewährt, der Hof Ludwigs des Sonnenkönigs, Intrigen, klirrende Degen, klappernde Pferdhufen auf dem Pflaster von Paris und dazu eine Handvoll hochklassigster Darsteller - was kann da schon schiefgehen, wenn man bedenkt, daß Hollywoods Stärke wenn überhaupt in der routinierten und spritzigen Aufarbeitung herkömmlicher Genremuster liegt. Also erwartete ich nicht mehr aber auch nicht weniger als einen flott unterhaltsamen Abend, wie ihn die Amis doch noch gelegentlich hinkriegen - und wurde bös enttäuscht. Statt fulminanter Duelle, witziger Sprüche, schöner Bilder und geistvoller Ironie nur ödes Pathos, ungelenkes Lärmen und eine Leerlaufdramaturgie, die am Schluß in bombastischen Sprüchen und monströsem Kitsch versumpft. Aus der ganzen schönen Geschichte um die drei Musketiere und ihren D'Artagnan, die sich für einen guten König einsetzen und zu diesem Zweck seinen Zwillingsbruder aus jahrelanger Kerkerhaft befreien müssen, wird nur ein langer und lauter Film, aber leider kein guter. Heldenmut und Patriotismus sind die Vokabeln, die Schluß endlich durch den Raum dröhnen, kein bißchen Respektlosigkeit oder Modernität relativieren die reaktionäre Naivität. Und zudem kann ich ich des Eindrucks nicht erwehren, daß solch großartige Darsteller wie Depardieu, Irons oder Malkovich seltsam gehemmt, fast peinlich berührt durch das Dilemma waten. Byrne kann einem besonders leid tun, denn als D'Artagnan hat er bei weitem die pathetischste, schlimmste Rolle, und es gibt keine Möglichkeit, sie irgendwie erträglich zu gestalten. Eine fast schon kriminelle Verschwendung von Talenten, auch wenn man die Besetzung der weiblichen Rollen mit vorzüglichen französischen Schauspielerinnen betrachtet. Vor ein paar Jahren hat Bertrand Tavernier mit "D'Artagnans Tochter" einen Film gemacht, wie man ihn sich vorstellt - charmant, geistreich, elegant. Dies hier ist nur gequirlte Hühnerkacke, die nichts von alledem hat. (23.4.)