"Elizabeth" (#) von Shekhar Kapur. England, 1998. Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Christopher Eccleston, Joseph Fiennes, Fanny Ardant, Richard Attenborough

Als Elizabeth die Protestantin die Macht in England übernimmt, weil ihre Schwester Mary, die Katholikin, elend stirbt, hat sie jede Menge Feinde, allen voran die katholischen Bischöfe, die sowieso jeden verbrennen, der anderen Glaubens ist, die aber auch (zu Recht) um ihre Vormachtstellung im Lande fürchten, weil sie sich ja noch lebhaft an den Herrn Papa erinnern. Aber es gibt da auch noch eine Reihe intriganter Edelleute, die allerlei Komplotte gegen die junge Königin spinnen. Ein Mann hilft ihr zu überleben und die Gegner auszuschalten: Sir Francis Walsingham, der ihr die Franzosen vom Hals schafft, einen blutrünstigen Attentäter und auch den Herzog von Norfolk, den Hauptdrahtzieher des Komplotts, in den auch ihr ehemaliger Geliebter verwickelt ist. Und nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrung beschließt sie fortan nur noch einen Geliebten zu haben, nämlich England. Die jungfräuliche Königin ist geboren.

 

Wie also wird aus einer lebenslustigen, langhaarigen jungen Frau die kalte, androgyne Erscheinung unter einer wachsweißen Maske, die mit eiserner Hand regiert, und ihr Land wieder zu Reichtum und Ansehen führt. In diesem Film scheint sie viel eher das Werkzeug Walsinghams zu sein als eine autonom Entscheidungen treffende Herrscherin, denn sie folgt ständig, wenn auch manchmal wider ihres Gewissens, den Einflüsterungen dieses perfekten Machtmenschen, der alle unliebsamen Machtfaktoren ausschaltet, und somit natürlich in erster Linie Elisabeth hilft, aber auch sich selbst, denn er ist der zweite Mann im Staat, und wird es auch jahrzehntelang bleiben, wie man im Abspann erfährt. Seine rigorosen und brutalen Säuberungsaktionen ziehen eine breite Blutspur bis hinauf nach Schottland, wo die exzentrischen Franzosen hocken und auf eine Verbindung mit Elisabeth hoffen. Jeder, der irgendeinen Anspruch geltend machen will, wie auch immer, muß dran glauben, manche sterben qualvoll, andere werden schlicht den sprichwörtlichen Kopf kürzer gemacht. Elisabeth wird von diesem Strom kalter Machtpolitik mitgerissen und kann nur auf Gefühlsebene reagieren, indem sie ihre weiblichen Anteile immer konsequenter ausmerzt. Ihr Gesicht wird härter, die Haare kürzer, und so wird aus ihr die jungfräuliche Königin. Das Thema von der Frau, die sich in der Männerwelt durchsetzt, habe ich hier nicht unbedingt realisiert gefunden, dazu ist Elisabeth über weite Strecken doch zu passiv. Ein temperamentvoller, kurzweiliger und moderner Historienfilm, der mir manchmal etwas zu temperamentvoll ist, denn inmitten all der Turbulenzen bleibt kaum einmal Zeit zum Atemholen. Gut zwei Stunden lang ist ständig etwas los, die Kamera wirbelt reichlich Staub auf, die Schnitte hasten voran und die düster beleuchteten Schauplätze werden in suggestiv kaltes Licht getaucht. Da ist viel Effekthascherei dabei, aber andererseits handelt es sich hier auch nicht um statisch belehrendes Geschichtskino, sondern um eine vitale, packende Erzählung. Die Schauspielerei ist brillant und hätte auch nicht eine solch dominante Regie benötigt, und so hat alles mal wieder zwei Seiten: Der Vorteil dieses Films gereicht ihm dann zum Nachteil, wenn er den Bogen überspannt, was im Verlauf einige Male geschieht, hauptsächlich zu Beginn, wo einem direkt schwindelig wird bei soviel Bewegung und Eile. Na egal, langweilig ist das jedenfalls nicht, höchstens hier und da mal eine Spur zu laut. (19.11.)