"Flamenco" (#) von Carlos Saura. Spanien, 1995.
Ein großes, hallenähnliches Gebäude, unterteilt in viele kleine Räume, dient als Rahmen für eine umfassende Präsentation der unterschiedlichen Flamencospielarten. Der rauhe, kehlig-herbe Gesang, die schmerzvollen, manchmal auch derb komischen Geschichten, die vorgetragen werden, die Tänze, mal heftig und stolz, mal elegant und verführerisch und dazu das klassische Gitarrenspiel, werden von den vielen Künstlern eindrucksvoll interpretiert und von Saura dazu überaus delikat und reizvoll auf die Leinwand gemalt. Mal zeichnen sich nur die Silhouetten der Tänzer/Innen vor einer weiß beleuchteten Wand ab, mal erstrahlen die Hintergrundflächen in herrlichen Rot-, Gelb- oder Orangetönen, aber niemals drängt sich der Filmemacher zwischen die Künstler und die Zuschauer, er bleibt zurückgenommen und sorgt lediglich dafür, daß Musik und Tanz angemessen wirken können. Es gibt keine eingeflochtene Geschichte à la Carmen, sondern lediglich einen ganz kurzen eingesprochenen Text, in dem die Entstehung des Flamenco und die verschiedenen ethnischen Einflüsse skizziert werden. Und das genügt auch. Auf diese Weise zollt Saura der Kunst seinen vollen Respekt und hat erreicht, daß die ganze Faszination und Fremdartigkeit des Flamenco mit maximaler Intensität herüberkommen, ohne daß wir es hier etwa mit einem trockenen Dokumentarfilm zu tun haben, denn die Musikalität und Vitalität der Interpreten sprechen absolut für sich und bedürfen keiner zusätzlicher Aufbereitung. (27.10.)