"Girls' Night" (#) von Nick Hurran. England, 1997. Brenda Blethyn, Julie Walters, Philip Jackson, Kris Kristofferson

Dawn und Jackie sind Schwägerinnen, eher still und schüchtern die eine, eher extrovertiert und kampfeslustig die andere, irgendwo im Industrienorden und machen endlich mal einen drauf: Sie fliegen allein nach Las Vegas, weil Dawn groß im Bingo abgeräumt hat und sich diesen großen Traum erfüllen will. Sie verleben eine tolle Woche, kurz darauf stirbt Dawn an Krebs und Jackie geht zurück in die Wüste, wo sie vielleicht ihr Glück gefunden hat.

 

Ein Film, der ganz im Stil bewährter britischer Milieukomödien anfängt, mit trockenem Humor und plastisch-drastischen Charakteren, der dann aber doch noch ziemlich traurig und trüb wird, weil Dawns Leiden recht eindringlich nachempfunden wird und man zudem das Gefühl hat, daß die ebenso lärmig-derbe wie egoistische Jackie lange Zeit braucht, um sich auf den nahenden Tod ihrer Schwägerin und zugleich einzigen Freundin einzustellen. Als sie merkt, daß ihre dröhnenden "Es-wird-schon-werden"-Parolen diesmal nicht mehr helfen, reagiert sie erst verspätet, dafür hält sie aber dann auf der Beerdigung eine rührende Abschiedsrede, die verrät, daß sie sich gründlich gewandelt und auch etwas gelernt hat von jener stillen, unsicheren Dawn, der sie sich immer so überlegen gefühlt hatte. Zwei großartige Schauspielerinnen gestalten die Beziehung der beiden Frauen, die mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt, mit gebührender Klasse und sorgen für differenzierte Charakterisierungen, aber insgesamt wirkt der Film doch etwas flüchtig und hier und da zu reich an unwichtigen Nebenhandlungen, die vor allem dadurch unwichtig werden, daß sie natürlich nicht ausführlich genug dargestellt werden. Dennoch hat man solides britisches Handwerk vor sich, nicht ganz so stark und intensiv wie "Brassed Off" und erst recht nicht so komisch wie "The full monty", aber eben englisch und anrührend genug, um gut zu unterhalten. (12.11.)