"Good Will Hunting" (#) von Gus van Sant. USA, 1997. Matt Damon, Ben Affleck, Robin Williams, Stellan Skarsgard, Minnie Driver
Die Geschichte eines jugendlichen Genies aus South Boston - Stichwort Problemkind, Waise, Mißhandlung, Bindungsängste etc pp -um das sich zwei Professoren balgen. Der eine möchte aus Will einen berühmten Mathematiker, der andere einen guten Menschen machen. Da wir es mit einem Hollywoodfilm zu tun haben, ist klar, für welche Option sich Willyboy selbst entscheiden wird.
Eine Geschichte, die mich eigentlich nicht die Bohne interessiert. Aber da der Regisseur Gus van Sant heißt und zumindest zwei herausragende, kantige, originelle Filme gemacht hat (um von dem wirren Kram danach nicht zu reden), war es den Versuch wert. Gus bewegt sich hier sehr stramm auf den Mainstream zu, stoppt hart am Rand, kippt aber hier und da auch schon mal rüber. Die beiden Professorenrollen beispielsweise sind auffallend eindimensional und blaß angelegt. Skarsgard gibt den eher Unsympathischen: Glatt, etwas schwammig, irgendwie unangenehm (und irgendwie schwul, könnte man sagen, aber bei van Sant kann das ja wohl nicht negativ besetzt sein). Williams, natürlich, gibt den Guten: Mit Strubbelhaar und Flauschebart, lieber Brille und jenem seelenvollen Blick, dem man spätestens seit dem Club der toten Dichter nicht mehr widerstehen kann. Beides sind glänzende Schauspieler und hätten sehr viel mehr verdient als diese Stereotypen. Ergiebiger sind da die Jugendlichen, die Clique um Will und Chuck, ihre Züge durch die Gemeinde, ihre Anmachtouren und Debatten. Die beiden Hauptdarsteller haben auch das Drehbuch geschrieben, und zumindest in ihren Szenen wirkt der Film sehr humorvoll, flüssig und frisch. Man schaut dann richtig gern zu und hat viel Spaß. Erst wenn wieder um die Seele des schwierigen, verschlossenen und auf Abwehr eingestellten Will geht, schlägt der dezente Kitsch wieder zu und das allgemeine Interesse darf abflauen. Hinzu kommt ein schwer erträglicher Soundtrack (Danny Elfman heißt diesmal der Verursacher), der meterdick auf fast jedes Bild geschmiert wird und den Zuschauer regelrecht bevormundet. Sehr sehr ärgerlich. Somit ergibt sich ein etwas zwiespältiges Gemisch aus sehr witzigen und eher voraussehbaren und matten Szenen. Gelegentlich findet van Sant zu seinem alten Stil, dann aber wird er auch immer wieder von der doch etwas biederen Moral überflutet, die uns weismacht, daß jeder Mensch, der das Herz auf dem richtigen Fleck hat, auch letztlich seinen Weg machen wird. Wenigstens dann, wenn er ein Genie ist. (14.3.)