"Jerusalem" (#) von Bille August. Schweden, 1996. Ulf Friberg, Maria Bonnevie, Pernilla August, Lena Endre, Reine Brynolfsson
Ein Prediger kommt gegen Ende des letzten Jahrhunderts in eine schwedische Landgemeinde und verkündet die Botschaft vom gelobten Land, von der heiligen Stadt Jerusalem, von einem neuen Leben und neuen Verheißungen. Und da man sich daheim im frostigen Norden sowieso schon in einer Glaubenskrise befindet, folgt ihm ungefähr die Hälfte der Gemeinde nach Israel. Dort brät man unter sengender Sonne, schuftet wie blöd, genau wie auf dem heimatlichen Acker und läßt sich obendrein von einer gewissen Frau Mother aus Chicago drangsalieren. Männer und Frauen, also auch Familien, werden getrennt und sämtliches Geld wird ihnen selbstredend abgenommen. In diese große Geschichte mischen sich natürlich zahlreiche persönliche Schicksale, von denen Selma Lagerlöf erzählt, es geht um Familienbande, um Versprechungen, um Glaube, Liebe, Hoffnung und all das. Ein breit angelegtes Drama, dessen etwas schwülstig-mystischen Stil man auch im Film noch ganz gut nachvollziehen kann. August setzt auf bewährte Mittel, läßt herrliche Bilder und schöne Musik schwelgen, besetzt die Rollen exzellent und vertraut ansonsten auf die archaische Wucht der Gefühle und des Schicksals. Beides bricht machtvoll über die Protagonisten herein - Tod und Leid, Liebe und Haß, Glaube und Zweifel undsoweiter wechseln einander stetig ab, und wenn man ein mittlerweile so routinierter und guter Erzähler ist wie August, trägt sich die Geschichte praktisch von allein, vorausgesetzt, man versteht sein Handwerk. Das ist hier absolut der Fall, und so langweilt man sich als Zuschauer auch über zweidreiviertel Stunden nicht, bleibt wach, wenn auch mäßig bewegt, weil all dies unter dem Strich natürlich ein bisserl altmodisch und gediegen wirkt. Episches Kino eher im Geiste der Fünfziger, sehr schön anzusehen aber für meinen Geschmack ohne sehr viel Futter fürs Gehirn. (25.8.)