"Ronin" (#) von John Frankenheimer. USA, 1997. Robert de Niro, Natasha McElhone, Jean Reno, Stellan Skarsgard, Jonathan Pryce, Skip Sudduth, Sean Bean
Ein klassisches Western- und Samuraithema, verlagert in die Moderne, in der Hitchcocks McGuffin, aber befremdlicherweise auch noch Stippchen vom Kalten Krieg mitschwimmen. Eine schöne, aber kühle Irin heuert ein paar ausgesuchte Spezialisten an, die in Nizza einen Koffer an sich nehmen sollen, ohne zu wissen weshalb und was überhaupt in dem Koffer ist. Die Russen wollen den Koffer auch haben, aber welche Interessen sie haben, oder die Iren auf der anderen Seite, erkennt man bis zum Schluß nicht. Es gibt einige Tote, einige absolut rasante Autorennen und sehr viel Verrat und Verwirrung, sodaß am Ende Jean Reno die Quintessenz der Geschichte vortragen darf: In unserem Job ist man einsam, auf sich allein gestellt und trauen kann man sowieso keinem.
Der Film ist in jeder Hinsicht recht altmodisch, was ihm manchmal zum Vorteil, oft genug aber auch zum Nachteil gereicht. Der Versuch, diese an sich vollkommen vage Story mit politischen Andeutungen zu würzen, etwa ganz zum Schluß sogar den Nordirlandkonflikt ins Spiel zu bringen, ist ebenso überflüssig wie völlig mißlungen. Eigentlich dachte man ja, daß dieses Gerangel zwischen Ost und West ein für allemal der Vergangenheit angehört, zumal es der Film auch absolut nicht braucht. Weshalb aber die Autoren dann doch noch mal die altbewährten Russen als Bösewichter auffahren, bleibt unerfindlich. (Den Iren geht es natürlich auch nicht besser, auch sie kommen nur als grimmig-fanatische Terroristen ins Spiel) Es wird andererseits versucht, eine Atmosphäre der Unsicherheit, der Intrige, des Verrats zu schaffen, sodaß konkrete Fakten nicht mal nötig wären. An dieser Unentschiedenheit krankt der Film, auch an der Halbherzigkeit der gesamten Anlage. Soll es nun ein Actionfilm mit Tiefgang sein oder nicht? Die Action stimmt, ist perfekt realisiert und atemberaubend choreographiert. Man klammert sich genüßlich in den Kinosessel und brettert mit. Der Tiefgang aber findet eigentlich nicht statt, die Dialoge erschöpfen sich zumeist in markigen Klischees, die sehr starken Schauspieler erhalten wenig Gelegenheit, ihren Charakteren irgendwelche Facetten mitzugeben. Bleibt am Schluß ein sehr zweigespaltener Eindruck übrig: Positiv ist das Fehlen allzu gelackter Computerbilder und glatter Oberflächenästhetik, die schönen Aufnahmen aus Frankreich und die virtuosen Schnitte, negativ ist aber eindeutig der halbherzige und unbefriedigende Ansatz, einen Unterhaltungsfilm mit Anspruch zu machen. Denn das ist sicherlich nicht gelungen. (23.12.)