"A thousand acres" (Tausend Morgen) von Jocelyn Moorehouse. USA, 1997. Jessica Lange, Michelle Pfeiffer, Jennifer Jason Leigh, Jason Robards, Keith Carradine, Colin Firth, Kevin Anderson
Was passiert, wenn ein starker Stoff, starke Schauspieler und ein schwacher Regisseur zusammengeraten, hat man schon x-mal in Hollywoodproduktionen erleben dürfen, aber jedesmal trifft es mich irgendwie wieder ins Mark. Jane Smiley großartig, sehr eindringlich und psychologisch dicht geschriebener Roman bietet soviele Möglichkeiten für eine Familiengeschichte abseits herkömmlicher Seifenopern. Eine dunkle, schroffe, dramatische Geschichte aus dem mit endlosen Weizenfeldern bestandenen Mittelwesten, eine Variation auf die üblichen Big-Daddy-und-seine-Familien-Sagen und zugleich ein dezidiertes Frauenbuch von seltener Intensität und Nähe. Jocelyn Moorehouse wollte ganz und gar auf Nummer sicher gehen und hat versucht, alles zu nivellieren, was da verdächtig war. Glücklicherweise ist es ihr nicht vollständig gelungen, aber was sie da verbrochen hat, reicht mir schon. Der lange, eindringliche Roman zusammengepfercht auf eindreiviertel Stunden Film, die Kameraarbeit furchtbar konventionell und brav, viel zu sehr auf schöne Bilder aus, und vor allem immer wieder die zähe, klebrige, schleimige Musik, die fast jedes Bild zum Einheitsbrei verrühren möchte, versüßt, was absolut nicht versüßt werden möchte, und dramatisiert, was an sich schon Drama genug wäre. Der Umgang Hollywoods mit Soundtracks ist in den letzten zehn, fünfzehn Jahren wirklich entsetzlich enervierend geworden, aber auch daran habe ich mich noch nicht gewöhnen können. Was bleibt, sind einige wenige beeindruckende Momente, und dafür zeichnen allein die Darsteller verantwortlich, allen voran Lange und Pfeiffer, die zusammen brillant sind und die verschiedenen Facetten von Ginny und Rose in allen Details herausarbeiten. Sowieso sind die Personen sehr gut besetzt, auch wenn die männlichen Nebenfiguren eher wenig Raum zur Entfaltung erhalten. Aber es ist dies wenigstens im Ansatz doch ein Frauenfilm geblieben, und die Frauen stehen entsprechend stark im Vordergrund. Entschieden überflüssig und ebenso verdächtig ist dagegen der "Kunstgriff", Ginny im Off miterzählen zu lassen. Nichts von dem, was sie sagt, wird nicht auch im Film gezeigt, und Romanverfilmungen, die ihren eigenen Bildern nicht trauen und dann doch mehr oder minder ausführlich auf Romanpassagen zurückgreifen müssen, sind schwach. Und so sehen Furcht und Elend des amerikanischen Kommerzkinos eben aus: Massenweise gute literarische Vorlagen, aber hinter der Kamera fast nur biedere Durchschnittshandwerker, risikoscheu, insprirationsarm, die es absolut nicht verdienen, daß soviele erstklassige Darsteller für sie auftreten. Die retten in diesem Fall den Film fast doch noch, aber nur fast. (14.7.)