"Twentyfourseven" (247) von Shane Meadows. England, 1997. Bob Hoskins, Danny Nussbaum, Bruce Jones, Annette Badland, Justin Brady, James Hooton, Darren Campbell, Krishan Beresford
247 heißt: 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche fristen die Menschen in den gesichtslosen Wohnghettos der gesichtslosen englischen Kleinstädte ihre gesichtslose Existenz, mittelmäßig, armselig, völlig perspektivlos, warten darauf, daß die Zeit vergeht, arbeitslos, drogensüchtig, frustriert und gewalttätig. Eines Tages rafft sich Darcy zu einer Initiative auf und gründet einen Boxclub, um die Jungs seines Viertels von der Straße zu holen und ihnen etwas zu geben, wofür sie leben und kämpfen können. Der Versuch scheint nach anfänglichen Zweifeln seitens der Jugendlichen zu glücken, es kommt sogar echte Euphorie auf, bis es bei einem Kampf gegen die Jungs aus Staffordshire zum Desaster kommt und Darcy ausrastet. Er hat alles verloren, zieht sich in einen leeren Eisenbahnwagen zurück und verkommt, bis ihn einer der Jungs findet und ihn zu sich nach Hause nimmt, wo er allerdings nach ein paar Stunden stirbt.
Ein in kargem Schwarzweiß gehaltener, typisch englischer Sozialfilm. Hart, bitter, humorvoll, voller Leben und Mitgefühl für die Menschen, die er zeigt, aber letztlich außerstande, das Dilemma, in dem sie alle leben, zu beschönigen. Das vernichtende Ende verweigert sich jeglicher Kitschmomente, Darcy ist nicht der tragisch gescheiterte Held, er kriegt keine pathetische Sterbeszene und kein tränenreiches Begräbnis, sondern er stirbt als heruntergekommener Penner, ohne ein Wort zu sagen, und seine alten Jungs sind auch nicht in Rührung aufgelöst, sondern klatschen lieber über die anderen, die wie sie langsam zu einer gewissen Bürgerlichkeit gekommen sind. Bob Hoskins gestaltet diesen bestürzenden Abgang genauso intensiv und mitreißend, wie all seine Szenen zuvor, er trägt diesen Film mit seiner brillanten Darstellung, in der ersten Rolle seit "Mona Lisa", in der der er sich mal wieder so richtig ausleben kann. Wofür wir nur dankbar sein können. Um ihn herum tummeln sich genau gezeichnete Typen aus der Nachbarschaft, saufende und prügelnde Väter, herumhängende Burschen, Junkies, Trinker, Schläger, kurzum alles, was in einem solch erdrückenden Milieu überhaupt noch gedeihen kann. Darcys Energie bringt kurzzeitig das Gute, Positive, Hoffnungsvolle in ihnen ans Tageslicht, doch die Verhältnisse sind gegen ihn. Ein zwielichtiger Geschäftsmann denkt nur an seinen großgedruckten Namen, der ihn überall als Sponsor ausweist, und der Vater des einen Jungen macht sich schließlich daran, brutal alles zu sabotieren, was Darcy mit zähem Einsatz aufgebaut hat. Ein Film, der nicht mehr will, als er zeigt. Alles darin spricht für sich, auch die Poesie und die gelegentlichen Anflüge von Menschlichkeit. Auf diesem Gebiet sind die Engländer nicht zu übertreffen: Absolut essentielles Kino. (14.12.)