"Absolute Giganten" von Sebastian Schipper. BRD, 1999. Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot jr., Julia Hummer, Guido A. Schick, Jochen Nickel, Albert Kitzl
Floyd, Ricco und Walter leben in der Einöde Südhamburgs und sind die besten Kumpel. Sie bluffen Mercedesfahrer mit ihrem klapprigen Granada, unter dessen Haube sich ein 500-PS-Motor verbirgt, spielen Fußball mit Nachbarskindern, hängen in der Kneipe nebenan ab und haben einfach eine tolle Zeit. Bis Floyd eines Nachmittags verkündet, er sei nun nicht mehr auf Bewährung und werde morgen auf einem Containerschiff Richtung Kapstadt anheuern. Den dreien bleibt also nur noch dieser eine Abend und diese eine Nacht, und es liegt an ihnen, daraus etwas zu machen.
Ein Film, der in Hamburg spielt und das große Ideal der großen Freundschaft feiert, kann nicht ganz schlecht sein. Und wenn es dann auch noch ein so prima fotografierter und glänzend gespielter Film ist, der Gefühl nicht mit Pathos vertauscht, der auf billigen Klamauk verzichten und auch große Gesten natürlich und passend aussehen lassen kann, dann kann man wirklich nicht meckern. Diese "kleine" Produktion abseits vom TV-Durchschnitt oder vom hinlänglich ausgelutschten Mainstream glänzt durch stimmungsvolle Milieuzeichnung, wunderbar ausgespielte Momente und ein genial dargebotenes Kickermatch, das in seiner optischen Artistik fast alles in den Schatten stellt, was man so hierzulande auf der Mattscheibe sehen kann. Die drei Jungs durchleben nochmals alle Höhen und Tiefen ihres wenig glamourösen Lebens: Abhängen in der lokalen Loserkneipe, Probleme mit einer Elvis-Stuntshow, der besagte Hinterzimmershowdown mit siegreichem Finish, ein fast tödlich ausgehender Diskobesuch mit einem jungen Mädchen aus der Nachbarschaft und was sonst noch so anfällt zwischen Wilhelmsburg, Hafen und Kiez. Ungeniert Romantisches über die berüchtigte Männerkumpanei gehört genauso dazu wie klassisch neonfarbene Nachtszenen aus der großen Stadt, Frust auf der Arbeit oder tägliche Tristesse im Wohnghetto. Ein Film, den man achtzig Minuten lang fast ohne Pause genießen kann, und das habe ich dann auch getan. So ab und an hält die einheimische Produktion ja doch mal ne Perle bereit. (5.10.)