"Buena Vista Social Club" von Wim Wenders. BRD/USA/Kuba, 1999.

Der Titel bezeichnet einen Club aus Havannas längst verflogenen Glanzjahren, als dort noch all die großen Musiker auftraten, die dann für Jahrzehnte in Vergessenheit gerieten, bevor Ry Cooder vor kurzem aufkreuzte und sie für die Welt neuentdeckte. Zu Cooders sonstigem musikalischen Schaffen mag man stehen wie man will, doch hierfür gebührt ihm eindeutig großer Dank, denn was er aus halb vergammelten Wohnvierteln und unscheinbaren Nebenstraßen an die Oberfläche holte, sind Künstler von ebenfalls längst vergessener Qualität: Charme, Eleganz, Gefühl sind ihre Attribute und wo sonst findet man sie noch? Ihre Musik ist schlicht überragend und eines der maßgebenden Ereignisse der letzten Jahre, und Meister Wenders hatte dementsprechend auch nicht mehr zu tun, als dieser Musik und ihren Interpreten den angemessenen Raum zu geben. Zum Glück hat er sich selbst aller Kommentare oder sonstiger Ausschmückungen enthalten, und so sieht und hört man tatsächlich nur die alten Herren, erfährt kurz etwas aus ihrem Leben und über ihre Einstellung zur Musik, und dazu sieht man Impressionen aus Havanna und hört die wunderbaren Klänge. Alles nicht allzu tiefgehend oder hintergründig oder sonstwie gehaltvoll (auch im Sinne eines Dokumentarfilms), aber trotzdem: Nach all dem Geschwurbel und Gefasel der monströs schlechten Wendersfilme über das Ende der Welt oder die weite Ferne so nah und der farblosen Mittelmäßigkeit des Lissabonfilms ist man geneigt vorzuschlagen, daß der Herr sich in Zukunft bitteschön (wenn überhaupt) auf solche und ähnliche Projekte verlegen möchte. Denn auch aus 'Lisbon Story' erinnert man einzig noch die herrlichen Klänge von Madredeus, die Wenders somit einem größeren Publikum bekannt gemacht hat. Auf das ganze Beiwerk (überflüssig ist es sowieso) verzichte ich gern. (3.7.)