"Buffalo '66" (#) von Vincent Gallo. USA, 1998. Vincent Gallo, Christina Ricci, Ben Gazzara, Anjelica Huston
Billy kommt aus dem Knast frei, kidnappt ein Mädchen, um bei den verhaßten Eltern Eindruck zu schinden, will erst den Mann töten, der sein Leben verpfuscht hat, und anschließend sich selbst, bleibt am Ende aber doch lieber am leben bei dem Mädchen.
Dazu werden King Crimsons "Moonchild" im Bowlingcenter und "Heart of the Sunrise" von Yes im Striplokal gespielt, so richtig schön laut und wuchtig, daß es das Herz eines jeden 70er-Jahre-Fans erbeben läßt, und man merkt schließlich, daß Mister Gallo auch mit ganzem Herzen dabei war bei diesem seinem Regiedebut, das von coolem, abgedrehtem Humor und skurrilen Typen lebt, die ihr Dasein natürlich vollkommen abseits vom showträchtigen Glamour in einer vernieselten Kleinstadt namens Buffalo fristen. Vor allem die quälende, in ihrer Boshaftigkeit seltene Sequenz mit den debilen, verrückten Eltern läßt eine ganz private Abrechnung erahnen, denn warum sonst hätte sich Gallo mit soviel masochistischer Liebe fürs wahnwitzige Detail da hineinstürzen und Ben Gazzara und Anjelica Huston zu solch genüßlichen Karikaturen des Grauens inspirieren sollen? Er selbst spielt den liebenswerten Kaputtnik, drahtig, schäbig, mit ausgemergeltem Gesicht, einer vermeintlich großen Schnauze, aber mit viel Einsamkeit, Sehnsucht und Verletzlichkeit dahinter. Das Mädchen, etwas angespeckt und nicht gerade geschmackvoll gekleidet, durchblickt die rauhe Fassade rasch und lernt den Menschen Billy schätzen und lieben. Sie muß uns wie ein wahrer Engel vorkommen, der alle Ruppigkeiten und Gemeinheiten geduldig erträgt und dennoch zu ihrem Mann steht. Ihre Person vor allem ist es, die uns Zuschauern sicherlich im Gedächtnis bleiben wird. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist in der Tat sehr anrührend und schön, und drumherum tut sich abwechselnd Komisches und Absurdes, das zwar keinerlei Anspruch auf realistische Darstellung erhebt, sich aber dennoch so originell vom US-Einheitsausstoß abhebt, daß man gern dabei bleibt, auch wenn man nachher nicht ganz sicher ist, was man außer Christina Riccis zärtlicher und warmer Darstellung noch mit nach Hause nehmen wird. (23.2.)