"Celebrity" (#) von Woody Allen. USA, 1998. Kenneth Branagh, Judy Davis, Winona Ryder, Famke Janssen, Joe Mantegna, Leonardo di Caprio, Melanie Griffith

Diesmal hat Woody endgültig die Kulturschickeria Manhattans auf dem Kieker und gibt ihr den letzten Rest. Er läßt seinen Helden (Kenneth Branagh diesmal in der Rolle Woodys), einmal mehr einen halbwegs scheiternden Kritiker und Romanschreiber, zwischen den Frauen und den Events umherirren, einen unscheinbaren, tolpatschigen und denkbar unhippen Wirrkopp inmitten Glitter und Flimmer, eitler Stars, cholerischer Kokser, publicitysüchtiger Klatschzicken undsoweiter. Parallel dazu wird der Weg seiner Frau verfolgt, von der er sich trennt, und die nach einer dicken Krise zu Erfolg und Ehe findet, während er am Schluß kein bißchen weiter ist als zu Beginn. Das alles versehen mit zahllosen Anspielungen und Attacken gegen Hohlheit, Selbstsucht und Kurzlebigkeit des Starsystems, von Sven Nykvist in Schwarzweiß fotografiert und insgesamt, so hatte ich wenigstens den Eindruck, irgendwie etwas freudlos. Natürlich gibt es immer noch einige gute Gags, viele kleine pointierte Bissigkeiten, doch der gesamte Ton ist grimmiger, verkniffener geworden, man spürt gleich, diesmal meint's der Woody echt ernst. Und schon bleibt die lockere, geniale Grazie seiner besten Filme (die ja bei alledem kein Stückchen weniger ins Schwarze treffen) auf der Strecke und es stellt sich eine negative, feindselige Stimmung ein, der es auch nicht hilft, wenn der Film zudem gegen Ende einigermaßen durchzuhängen beginnt. Kenny Branagh höre ich doch lieber in Versform spucken und kann mich an ihn in modernen Rollen einfach nicht gewöhnen. In Gestik und Sprache ähnelt er sehr Woody Allen, der sich vielleicht zu alt fand, um selbst aufzutreten. Judy Davis dagegen, eine vortreffliche und unnachahmlich hysterische Komödiantin, hat sich die Augenbrauen stutzen lassen und damit ihr Markenzeichen eingebüßt. Warum weiß keiner. Alles in allem finde ich wieder mal, daß Woodys Filme, ungeachtet seiner nach wie vor behaupteten Sonderstellung im Amikino, schon mal besser waren und dieser hier, zusammen mit erklecklich vielen aus den letzten zwölf Jahren, in die Schublade "Mehr oder weniger schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwunden" gehören wird. (12.4.)