"Die Siebtelbauern" von Stefan Ruzowitzky. Österreich/BRD, 1998. Sophie Rois, Simon Schwarz, Lars Rudolph, Ulrich Wildgruber, Tilo Prückner
Als der alte Bauer tot ist - ermordet von einer Magd, aber weshalb, erklärt sich erst viel später -, will sich der Oberknecht zum Bauern aufschwingen, doch die anderen begehren auf und am Ende bleiben sieben, die den Bauernhof in Eigenregie weiterführen wollen. Die Großbauern der Gegend reagieren mit Mißtrauen und Ablehnung, die sieben haben untereinander auch so einige Probleme, und sie geraten zunehmend unter finanziellen und gesellschaftlichen Druck. Ein gewaltiges Gewitter braut sich zusammen, und als es sich mit aller Macht entlädt, müssen viele ihr Leben lassen.
Der Film atmet den Geist der Sechziger und Siebziger, des klassischen Neuen Deutschen Films also. Eine Geschichte aus vergangenen Zeiten (sie spielt irgendwann früh im Jahrhundert irgendwo in der oberösterreichischen Provinz) wird als Lehrstück herangenommen, als Parabel auf den Kampf um Selbstbestimmung und Demokratie in einer verkrusteten, von strenger Hierarchie und Autorität der Herrschenden gezeichneten Ordnung. Das Anliegen der Sieben (bis auf eine alte Frau auch noch junge Menschen mit zum Teil zweifelhaftem Leumund) wird als Affront gegen die Tradition und die herkömmlichen Strukturen verstanden, als Aufbegehren einfacher Knechte, die sonst niemals Bauern werden könnten. Ein jeder hat nach seinem Stand zu leben und auch dort zu bleiben, die Reichen bleiben reich und die Armen werden unterdrückt und als Vieh gehalten und auch so gebraucht - vor allem die Frauen. Als den Großbauern klar wird, daß sie mit wirtschaftlichem Druck nichts erreichen können, greifen sie zu blanker Gewalt, und so wird die letzte Viertelstunde sehr ruppig und rabiat, aber auch die logische Folge aus den zuvor aufgebauten und sehr sorgfältig und anschaulich geschilderten Konflikten. Der Film bezieht sich natürlich auf den herkömmlichen Heimatfilm und verwendet viele Genremotive, vor allem in der Optik, den sehr plastischen Milieubildern und den wiederholten Hinweisen auf schicksalshafte, düstere Ereignisse aus der Vergangenheit, die noch immer ihre langen Schatten werfen, doch seine Gedankenwelt ist natürlich moderner, zielt auf Emanzipation und Selbstbestimmung, und dies in mehrerer Hinsicht. Ein kraftvoll und lakonisch gestalteter Film mit viel grimmigem Humor, explosiver und auch erotischer Fabulierlust, glänzenden Darstellern und einer starken Aussage zugunsten der Schwachen gegen die Starken, die Herrschenden. Dazu noch kurzweilig, spannend, witzig und überhaupt - wenn er so gut gemacht ist, warum nicht mal einen Heimatfilm anschauen? (11.5.)