"Fistful of Flies" (#) von Monica Pellizaroi. Australien, 1996. Tasna Walton, Dina Panazzo, John Luciantonio, Arno Volska

Irgendwo im australischen Ödland liegt Little Italy, und da geht's heiß her. Jeder kennt jeden, die Gardinen haben Löcher, die Wände Ohren, der Beichtstuhl ist Zentrum des Lebens, wenn nicht gerade auf dem Friedhof eine neue Madonna eingeweiht wird, und überhaupt hat man möglichst viele Gebräuche aus der Heimat importiert. Das hat man es als sechzehnjährige, heftig Pubertierende nicht leicht. Mars checkt, ob ihre Brüste perfekt sind, hängt sich Tampons an die Ohren, hört freche Girliemusik und interessiert sich hauptsächlich für das, was da im katholischen Niemandsland zwischen ihren Beinen passiert. Mama erwischt sie zweimal bei inniger Masturbation und da gibt's kein Halten mehr. Der Papa, ein Postkartenmacho mit Faible für obszöne Gartenzwerge, packt den Gürtel aus, bis es selbst der eingetrockneten Mama zuviel wird. Der Kreislauf von Provokation, Reaktion und noch mehr Trotz schaukelt sich solange hoch, bis Paps schließlich zu Kreuze kriechen muß, weil auch er reichlich Dreck am Pimmel hat und die Mädels endlich gelernt haben, sich zu wehren.

Eine bissige, oftmals psychedelisch überzogene, tja, soll man Komödie sagen, über Unterdrückung und Emanzipation. Es wird zwar viel gelacht, und das auch zu Recht, denn teilweise ist der Film sehr witzig, aber manchmal ist das alles auch gar nicht zum Lachen, sondern nur noch todtraurig und ziemlich ernst. Der katholisch-bigotte Drill, dem Mars unterworfen wird, ist brutal und gnadenlos, und ebenso verlogen. Mama ist sexuell total frustriert und reagiert ihren Neid an ihrer Tochter ab, der sie das Recht auf Erforschung des Körpers abspricht. Papa ist ein perverser Mistkerl, der fremdgeht wie's ihm paßt, die Tochter mißhandelt und gefühlsmäßig völlig verstört ist. Dazu gibt es das übliche soziale Netz aus Nachbarn und Verwandten, die dafür sorgen, daß jede Extratour sofort bekannt und alsbald auch vergolten wird. Der neue Pfarrer schließt während der Beichte Pferdewetten per Handy ab und ansonsten wartet man gottergeben, was da von oben kommen möge. Ein echter Alptraum also für das junge Mädchen, das trotz allem wild entschlossen ist, aus diesen engen Grenzen auszubrechen, sich nicht in das Ehekorsett zwängen zu lassen und überhaupt in Freiheit zu leben.

 

Mal überdreht und verrückt, mal beklemmend und allzu realistisch, findet die Regisseurin in diesem echten und sehr originellen Frauenfilm immer wieder Mittel und Wege, gegen Patriarchat und religiöse Heuchelei zu Felde zu ziehen, ohne dabei zu flach oder zu ernst und verknöchert auszusehen. Man hat seinen Spaß, aber der bleibt zum rechten Zeitpunkt regelmäßig im Halse stecken. (20.1.)