"Helden wie wir" von Sebastian Peterson. BRD, 1999. Daniel Borgwardt, Adrian Heldenreich, Xenia Snagowski, Kirsten Block, Udo Kroschwald
Klaus wird 1968 geboren, just als sein Vater den russischen Panzern durchs Fenster den Weg nach Prag weist. Klaus merkt daher gleich, daß er in eine ziemlich politische Zeit hineingeboren worden ist. Er lebt in der DDR, in einer ganz normalen Berliner Familie, die ganz normal Fernsehen guckt, den Sohn ganz normal ins Feriencamp schickt, ganz normal den SED-Paraden zujubelt, und Paps geht ganz normal für die Stasi arbeiten. Klaus kriegt erst Probleme, als er Yvonne kennenlernt. Da ist er noch ein kleiner Schuljunge, doch als Yvonne mitsamt ihrem Vater plötzlich aus dem Wohnblock verschwindet, hat er das Gefühl, daß etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Von nun an gerät sein Leben rasant in Fahrt und endet erst wieder an der Mauer im November '89, und noch später in den Tulpenfeldern bei Alkmaar in den Armen Yvonnes.
Nach "Sonnenallee" der zweite Film nach einem Roman von Thomas Brussig innerhalb kürzester Zeit, und man erkennt schon die Handschrift des Schreibers: Ein Rückblick auf das Leben in der DDR, wobei sich Nostalgie, Ironie und spöttische Kalauer locker vermischen. Psychologie im eigentlichen Sinne findet nicht statt, die Figuren treten als Karikaturen oder auch Stereotypen auf, sodaß die Distanz stets deutlich gewahrt bleibt, und man des öfteren den Eindruck hat, die DDR eher als Zirkusmenagerie zu betrachten. Verglichen mit "Sonnenallee" allerdings geht es hier doch etwas ruhiger und differenzierter zu, nicht so sehr als Ansammlung von mehr oder minder drastischen Klamauks, sondern, zumindest in der ersten Stunde, durchaus mit Anteilnahme und einer gewissen inneren Nähe. Der DDR-Alltag wird anhand zahlreicher Dokumentarschnipsel bunt illustriert, die Farben, Töne und Dekorationen sind präzise und authentisch nachempfunden, und so entsteht ein plastisches Bild vom Leben in den Siebzigern und Achtzigern. Man kichert fast die ganze Zeit, und nur selten gibt es wirkliche Brüller, wie zum Beispiel die geniale Satire auf einen zentralen DDR-Mythos, den Teddy-Thälmann-Mythos nämlich. Alles in allem aber bis dahin eine runde, liebevolle und sehr komische Jugenderinnerung aus einem merkwürdigen Land. Die Geschichte fällt jäh auseinander, als Klaus plötzlich zum Blutspender für den SED-Generalsekretär herangezogen und ein gewisses Körperorgan durch einen Kunstfehler auf riesige Proportionen anschwillt. Dieser Umstand bringt dann letztlich auch die Mauer zum Einsturz, als Klaus durch Selbstentblößung die Grenzwächter außer Gefecht setzt. Das ist weder sonderlich komisch noch originell und deswegen enttäuschend, weil ein solch schöner Film eine bessere Pointe verdient gehabt hätte. Die letzte Viertelstunde wirkt aber leider sehr hastig, unrhythmisch und ist im Gegensatz zu dem Rest auch nicht mehr witzig. So ist unter dem Strich mal wieder kein gänzlich ungetrübtes Vergnügen entstanden, sondern nur der Wunsch nach dem Deutschfilm ohne Fehl und Tadel bestätigt worden. Vielversprechende Ansätze gibt's en masse - jetzt fehlt nur noch die perfekte Umsetzung. (24.11.)