"Vampires" (John Carpenters Vampire) von John Carpenter. USA, 1998. James Woods, Daniel Baldwin, Thomas Ian Griffith, Sheryl Lee
Am Anfang denkt man noch, naja, is ja ein ganz netter Stilmix zur Abwechslung, der Trashmurkser der Achtziger trifft auf Sam Peckinpah, den Brutalmacho der Sechziger und Siebziger, und herauskommt so ne Art Splatterwestern mit schön lautem Prärierock dazu, zynischen Helden und hübscher Endzeitstimmung. James Woods und Thomas Ian Griffith verkörpern die idealen Protagonisten in diesem Szenario, fies, gemein, höhnisch und unflätig. Der eine ein besessener Vampirjäger, der andere der übermächtige Meister aus dem fernen Europa (natürlich), zwei grimmige, unversöhnliche Gegner in einer kunstvoll stilisierten Mondlandschaft. Carpenter zeigt viel Gespür für die Locations, den hinterletzten Südwesten der Staaten, eine staubige, glühend heiße, leere Ödnis mit verlassenen Städtchen, viel Wüste und Westernfeeling. Doch zunehmend stellt sich Verdruß ein: Daniel Baldwin ist viel zu ernst und brav als Buddy und zu konservativ als Carpenters Ideal von der Männerfreundschaft und der Solidarität bis in den Tod. Die massiven Blutspritzeffekte sind auf die Dauer nur noch ermüdend (und erschrecken nach einer Stunde niemanden mehr), und als sich dann auch noch die katholische Kirche höchstpersönlich einschaltet, driftet die Geschichte des öfteren in noch abstrusere Gefilde ab, denn nun geht es auch noch um Kirchengeschichte, um Ketzerverfolgung im Mittelalter, um ein sagenhaftes schwarzes Kreuz, das den Vampir auch am Tag leben läßt, und zu guter Letzt um einen Pakt mit dem Teufel, der dem Kardinal Maximilian Schell (dessen peinliches Getue zweifellos einer der schrecklicheren Aspekte des Films ist) ewiges Leben sichern soll. Was einfach ein nettes Gemetzel in einem unwirtlichen Niemandsland hätte sein können, wird sinnlos überhöht und mit langatmigen historischen und quatschwissenschaftlichen Erklärungsversuchen verkompliziert. Zum Schluß erschallt im Publikum bezeichnenderweise Gelächter, wo es eigentlich nicht hingehört, denn das unangenehm amerikanische Pathos, dem Carpenter letztlich doch verfällt, gehört für unser Gefühl höchstens in die Western der Fünfziger. Und es paßt nun wirklich nicht zu James Woods, daß er dem infizierten Kumpel noch zwei Tage Vorsprung läßt, um ihn dann töten zu wollen. Ein echter Zyniker, der er ja ansonsten durchaus ist, hätte den Mann gleich vor Ort erledigt, aber Carpenter hält trotz allem seine Altherrenromantik hoch und tut ganz zum Schluß plötzlich so, als hielten seine Männer irgendwelche Spielregeln ein, oder als hätte James Woods ein Herz. Walt Disney scheint den Amis halt doch näher zu sein als der Weltuntergang, den sie zwar in letzter Zeit in jedem dritten Film herbeifaseln, der letztlich aber nur dazu dient, ihre persönliche Vision einer heilen, nach amerikanischen Werten geordneten Welt vorzuführen. Wenn man folglich von McFilm sprechen würde, käme man der Sache wohl am nächsten. (16.7.)