"Juha" (#) von Aki Kaurismäki. Finnland, 1998. Kati Outinen, Sakari Kuosmanen, André Wilms
Die Frau und der Mann auf dem Land: Ein kindliches, bäuerliches Idyll. Kommt ein schicker Mann aus der Stadt, sagt der Frau, du verkümmerst hier, komm mit mir. Die Frau geht mit ihm und schläft mit ihm, aber er behandelt sie schlecht und schleppt sie in ein Bordell und sagt, jetzt sollst du endlich arbeiten für mich. Sie bekommt ein Kind und da endlich taucht der Mann vom Land auf. Er hat ein Beil und der Mann aus der Stadt hat eine Pistole. Dann sind beide Männer tot, aber die Frau und das Kind leben und gehen davon.
Ein klassisches dreieckiges Melodram, das sich gut für einen Blutundbodenfilm der Fünfziger oder so eignet. Kaurismäki hat daraus aber einen echten Kaurismäkifilm gemacht, mal mit authentischer Stummfilmmusik, mal mit finnischem Tango, mal mit speckigem R&B der Fuffziger, und diesmal endlich auch ganz ohne Sprache. Nur mit ein paar Zwischentiteln, aber die hätte er sich auch noch schenken können, denn die Bilder verraten genug, jedenfalls genug, um die Geschichte zu verstehen. Ohne Sprache wirken die Gefühle noch minimaler, die Gesichter noch absoluter, und man kann es sich obendrein leisten, ein wenig augenzwinkernde Parodie einzubauen, so wie es Aki macht, wenn er seine schwerblütige, traurige Geschichte mit ein paar eher komischen Übertreibern schmückt und uns gleichzeitig zu verstehen gibt, daß er wohl weiß, welch altmodisches Ding er da dreht, aber daß es ihm auch Spaß macht und er das Ganze beileibe nicht auf die leichte Schulter nimmt. Außerdem sind die Bilder wirklich schön, mal so richtig finnische Natur, und nicht immer nur dies öd-dreckig-leere Helsinki, das wir ja mittlerweile besser kennen als unsere eigene Heimatstadt.
Ein Film, der überzeugt, der ganz souverän in sich ruht. Still, kurz, bündig. Kaurismäki hat nach seinen etwas erratischen Jahren zwischen der Pariser Bohème, dem Londoner Killer und den Leningrad Cowboys wieder zu sich gefunden, und mit seinen drei jüngsten Filmen wunderschönes europäisches Kino gemacht. Wortkarg und nördlich, so wie man es manchmal braucht. (20.4.)