"Tropicanita" (Kleines Tropikana) von Danial Diaz Torres. Kuba/BRD, 1997. Vladimir Cruz, Peter Lohmeier, Corina Mestra, Thais Valdéz, Carlos Cruz, Enrique Molina
Kuba? Ist gut! Buena Vista und so, Zigarren, Rum, Salsa, Tortillas, überhaupt die ganze Politik mit Fidel. Und kam der Che Guevara nicht auch aus Kuba? Na egal, Kuba ist jedenfalls angesagt.
Daß nicht alles, was aus Kuba kommt, automatisch gut sein kann, dämmert jedem vernünftigen Menschen bald. Wer daran bislang noch nicht glauben wollte, kann sich diesen Film anschauen und wird's dann vielleicht kapieren. Es ist eigentlich sogar richtig schade, denn im Grunde ist die Idee, die hinter diesem fast zweistündigen Schlamassel steckt, echt witzig: Ein eifriger Dorfpolizist soll in Havanna einer Bande von Grabräubern das Handwerk legen. Zufällig kommt er darüber, wie ein angesehener Bürger einer Herzattacke erliegt und ein Deutscher aus dem Fenster in den Tod stürzt. Nun ist dieser Dorfpolizist nicht nur glühender Hemingway-Verehrer, sondern auch ein Mensch mit eigenen literarischen Ambitionen und folglich mit einer wild wuchernden Fantasie ausgestattet. So kommt es, daß er um den Deutschen und seinen Gastgeber eine irrwitzige Verschwörungsgeschichte entwickelt, sie seinem Vorgesetzten häppchenweise auftischt und sich dabei mehr und mehr in einer Welt zwergenhafter Nazis aus Guatemala, zwielichtiger Bardamen aus Havanna, dubioser Angehöriger der oberen Zehntausend und anderer merkwürdiger Gestalten verliert. Dabei erzählt er so farbig und glaubwürdig, daß sogar der Vorgesetzte mitunter Mühe hat, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Wir als Zuschauer verlieren natürlich vollends den Überblick, erst recht wenn wir sowieso mit einer leichten Müdigkeit zu kämpfen haben und nach einer halben Stunde nicht mehr in der Lage sind, die verschiedenen Erzählfäden zusammenzukriegen. Irgendwann wollen wir das auch gar nicht mehr, denn von einigen ganz wenigen wirklich guten Gags und parodistischen Seitenhieben auf die gesamte kubanische Kultur abgesehen, schleppt sich der Film überraschend zäh und enttäuschend einförmig dahin. Vielleicht war ich an diesem Abend nicht empfänglich für hintergründigen Humor und verschmitzte Anspielungen, aber auch die Reaktion der Mitstreiter im Hinausgehen zeugte nicht unbedingt von hoher Begeisterung. Es ist ganz einfach so: Ein an sich vielversprechender Ansatz ist zu einem langweiligen Film geworden. Sowas gibt's. Auch in Kuba. (30.11.)