"Kurz und schmerzlos" von Fatih Akin. BRD, 1998. Mehmet Kurtulus, Aleksandar Jovanovic, Adam Bousdoukos, Regina Grauwiller, Ralph Herforth
Ein Türke, ein Serbe und ein Grieche in Hamburg. Drei Freunde. Der eine kommt frisch aus dem Knast, der andere hat eine tolle Frau, der dritte ist ein flippiger Spinner und hat die Schwester vom Türken zur Freundin. Der Serbe läßt sich mit einem Albaner von der Kiezmafia ein, der Türke will mit dem Scheiß nichts mehr zu tun haben, der Grieche, dem just die Frau wegläuft, macht mit, obwohl er keine Peilung von der Sache hat. Der Türke verliebt sich in die Frau vom Serben, der Serbe und der Grieche versauen den Job für den Albaner, der Albaner macht den Serben tot und fast auch noch den Griechen, der Türke macht den Albaner tot und muß danach außer Landes flüchten, gegen den Willen seiner verzweifelten Freundin natürlich.
Ein hartes Multikultikrimidrama aus Altona, das das Kunststück fertigkriegt, zugleich sehr zügig und auch gründlich inszeniert zu sein. Immer wieder hält die Geschichte inne, um die drei Männer bei der Pflege ihrer Machofreundschaft zu beobachten, die bei alledem durchaus etwas Tiefes und Echtes an sich hat, oder zu berichten, wie sich der Türke und die Freundin des Serben zärtlich näherkommen, um dann im nächsten Moment voranzustürzen in eine wüste Action oder etwas sonstwie Dramatisches. Vielleicht geht's manches Mal ein wenig zu wild zu in dieser Welt, die aber dennoch keine überzogene oder verkitschte Kunstwelt ist, sondern sehr viel mit täglich erlebter Realität zu tun hat, so wie man sie im neudeutschen Film eigentlich fast gar nicht mehr sieht. Deswegen schon braucht man diesen oder einen anderen Film wie "Aprilkinder", um endlich auch mal die zahlreichen ethnischen Varianten des Lebens in Teutschland zu verbreiten, und zwar nicht nur auf türkischen Sendern, sondern auch mal für die Einheimischen zugänglich. Es gibt ja nun nicht nur in Hamburg genügend Stadtviertel, in denen die hier dargestellten Kulturen (die in dem Film durchaus einen breiteren Raum einnehmen, als man angesichts des reißerischen Inhalts glauben sollte) weitaus stärker präsent sind als die deutsche, und wenn dies so ist, sollte das auch in der hiesigen Filmkultur einen Niederschlag finden. Umso besser ist es, wenn diese Filme dann noch so gut gespielt und gemacht sind wie der hier, der zwischen spannender Unterhaltung und engagierter sozialer Betrachtung einen überzeugenden Mittelweg gefunden hat. (9.8.)