"Little Voice" (#) von Mark Herman. England, 1998. Jane Horrocks, Brenda Blethyn, Michael Caine, Ewan MacGregor, Jim Broadbent

LV ist Little Voice, haust oben in ihrem Zimmer, um dem dröhnenden Gekeife ihrer vorlauten Mutter zu entkommen, himmelt das Bild ihres verstorbenen Vaters an und vertieft sich in die Musik von Shirley Bassey, Judy Garland oder Marylin Monroe. Ein farbloser Grottenolm denkt man, doch sie hat die große Begabung, ihre Idole perfekt imitieren zu können, nur behält sie diese Gabe am liebsten für sich. Aber Ray, der aktuelle Lover der Frau Mama, arbeitet im lokalen Showbusiness (wir sind im englischen Küstennest Scarborough) und schickt sich an, LV groß rauszubringen. Aus der geplanten Weltkarriere wird aber nichts, weil sie stärker ist als die großmäuligen Geschäftsheinis und lieber der Sprache ihres Herzens folgt.

 

Ein schöner und launiger englischer Film, der das Milieu der etwas tristen Küstenseebäder und ihrer noch tristeren Vergnügungsstätten trefflich nachempfindet und daneben mit derbem Humor, schöner Musik und hochkarätigsten Schauspielern aufwarten kann. Jane Horrocks, die, wie man im Nachspann mit Staunen liest, ihre Songs tatsächlich selbst singt, legt eine grandiose Show hin und man fragt sich doch, weshalb sie bislang fast nur in Mike Leighs Filmen Platz fand. Michael Caine ist perfekt als der abgehalfterte, schmierig glitzernde Möchtegernmanager, der am Ende den ganzen Frust über sein versautes Leben raussingt. Nur Brenda Blethyn tut reichlich zuviel des Guten, aber sie hat auch die undankbarste Rolle im Stück, die vulgär schrillende Mama, immer auf Männerfang, egoistisch und gefühllos ihrer Tochter gegenüber, kurz eine echte Schlampe. Daß sie am Schluß in Tränen der Enttäuschung zerfließt, tut einem nur halbwegs leid, und Blethyn hat leider keine Zeit, hiernach ein paar andere Töne einzubringen, wird als Darstellerin nicht übermäßig gefordert. Dennoch macht der Film Spaß, ist mal auch dramatisch oder gefühlvoll und schwingt sich gekonnt vom einem zum anderen Ende der Gefühlsskala. Solide britische Unterhaltung also, die man gern mal zwischendrin mitnimmt. (24.6.)